Benjamin Dörfel (18) macht am 29. November beim Globalen Klimastreik in Berlin mit. Seit vier Jahren engagiert sich der Abiturient am Berliner Droste-Hülshoff-Gymnasium in einer Klimaretter-Aktionsgruppe (Instagram: @klimaretter.dhg). Seine Schule erhielt in diesem Jahr den Ersten Preis der „Berliner Klimaschulen“. Sibylle Sterzik sprach mit ihm über die Blamage der Bundesregierung, warum er Greta Thunberg dankbar ist und darüber, was Kirchengemeinden tun können.Herr Dörfel, was motiviert Sie, sich für das Klima zu engagieren?
In meinem persönlichen Umfeld sehe ich viel Veränderung. Immer mehr Menschen stellen ihren Alltag auf den Kopf und fangen an, ihr Leben klimafreundlich zu gestalten. Aber andererseits entsetzt mich täglich die Ignoranz oder Untätigkeit von vielen. Denn die Fakten lassen sich ja nicht leugnen: Kein G20-Staat ist auf 1,5-Grad-Kurs, die Emissionen nahmen im letzten Jahr sogar zu. Diese Länder sind für 80 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Solange wir in Deutschland weiterhin so leben, als hätten wir drei Planeten zur Verfügung, werden wir mit Fridays For Future (FFF) weitermachen.Was erhoffen Sie sich vom globalen Klimastreik am 29. November, vor allem von der Politik?Das Klimapäckchen, das der Öffentlichkeit am 20. September nach einer Nachtsitzung präsentiert wurde, ist eine Blamage. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind zu langsam und sehr lasch: Der Kohleausstieg wird verschleppt, der Ausbau der Windenergie quasi unmöglich gemacht, der niedrige CO2-Preis ist ein schlechter Witz, mit dem keine*r gerechnet hat. Die Bundesregierung hat dem 1,5 Grad Celsius-Ziel des internationalen Klimaabkommens eine Absage erteilt. Das akzeptieren wir nicht. Wir fordern einen Neustart beim Klima, wirksamen und umfassenden Klimaschutz. Unser verbleibendes CO2-Budget, um das Paris-Ziel von 1,5-Grad noch zu erreichen, ist in acht Jahren aufgebraucht.Sind Sie zufrieden mit dem großen Echo, dass junge Leute mit der Bewegung Fridays For Future weltweit ausgelöst haben?Wir haben schon vieles bewegt. Ich bin Greta Thunberg dankbar, dass sie diese große Bewegung gestartet hat – nun ist es schon mehr als ein Jahr her. Dass sich jetzt so viele junge und ältere Leute tagtäglich für Klimaschutz einsetzen, erzeugt echt Hoffnung. Und über 30000 Wissenschaftler*innen, die Scientists For Future, stellen sich mit ihrer Expertise hinter uns. Das Verbreiten von Ängsten sei nicht motivierend, sondern lähme die Menschen, wird kritisiert. Wie beurteilen Sie das?Wir müssen uns der Realität stellen, wie sie ist. Im Moment laufen wir als Zivilisation gegen die Wand. Doch gleichzeitig gilt es immer, Lösungen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Umweltorganisationen wie der Naturschutzbund (NABU), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der World Wide Fund For Nature (WWF) oder Greenpeace stellen hierfür Informationen und Tipps bereit.Wie kommt es Ihrer Meinung nach, dass die junge Generation, die bisher eher als unpolitisch galt, sich auf einmal so stark macht für ein politisches Ziel?Immer mehr junge Menschen merken, wie bedrohlich die Klimakrise auf uns alle zukommt. Das was vor mehreren Jahrzehnten prognostiziert wurde, ist jetzt Realität. Das arktische Eis schmilzt sogar schneller als erwartet, dieses Jahr wurden hohe Temperaturrekorde in ganz Europa gebrochen, Venedig ist häufiger überflutet als je zuvor, die grüne Lunge der Erde – der tropische Regenwald – brennt durchgehend.