Berlin, Frankfurt a.M. (epd). "Wir schreiben Geschichte", ist Luisa Neubauer überzeugt. Als eines der bekanntesten Gesichter der "Fridays for Future"-Bewegung in Deutschland tritt sie zum globalen Klimastreik als Rednerin in Berlin auf. Die 23-jährige Studentin zeigt sich "überwältigt" über das Menschenmeer in den Straßen rund um das Brandenburger Tor anlässlich der bislang größten "Fridays for Future"-Demonstration am Freitag in der Bundeshauptstadt. "Es ist krass, dass wir so viele sind, die einstehen für eine klimagerechte Welt", sagt Neubauer.
Mit nach Veranstalterangaben rund 270.000 Teilnehmern dürfte die Berliner Demonstration bundesweit die größte ihrer Art am Freitag gewesen sein. Nicht nur Schüler und Studenten gingen auf die Straße. Vom Säugling bis zum Geschäftsmann unterstützte ein breites Teilnehmerspektrum die Kundgebung. In ganz Deutschland gingen nach Angaben der "Fridays for Future"-Bewegung am Freitag rund 1,4 Millionen Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße.
Aktionen in mehr als 500 Städten
In mehr als 500 Städten waren Demonstrationen und Aktionen geplant. In Hamburg gingen laut Polizeiangaben rund 70.000 Teilnehmer auf der Straße. In Köln waren mehrere Zehntausend Menschen unterwegs, die Veranstalter sprachen auf Twitter von 70.000 Teilnehmern.
In München demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 25.000 Klimaschützer. Unter den Teilnehmern war auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte auf der Kundgebung, die Kirche thematisiere die Bewahrung der Schöpfung seit mehr als 30 Jahren. Er freue sich, dass junge Leute das Thema endlich in eine breite Öffentlichkeit bringen: "Wenn wir das Klima retten wollen, muss sich etwas ändern."
Rückendeckung von Prominenten
Auch von zahlreichen Prominenten gab es Rückendeckung. So mahnte Eckart von Hirschhausen in Berlin: "Die Klimakrise ist aktuell die größte Bedrohung der Menschheit." Der Arzt und Comedian schloss sich den Forderungen der "Fridays for Future"-Bewegung an, zu denen die Einhaltung der Pariser Klimaziele – also die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter – ein rascherer Kohleausstieg sowie eine CO2-Bepreisung gehören.
Hirschhausen forderte, Deutschland müsse als eines der wohlhabendsten und technisch innovativsten Länder der Welt beim Klimaschutz vorangehen und schnell konkrete Gegenmaßnahmen zum menschengemachten Klimawandel ergreifen. "Fridays for Future" sei mit ihren politischen Zielen eine "sehr kluge jugendliche Bewegung".
Der globale Klimastreik von "Fridays for Future" wurde von weiteren unabhängigen Klimaschutz-Demos begleitet. So legten schon am frühen Morgen mehrere Hundert Teilnehmer des Bündnisses "Ungehorsam für Alle" mit einer Fahrrad-Demo für etwa eine Stunde den Berufsverkehr in der Berliner Innenstadt lahm.
Protest vor Bundesfinanzministerium
Teilweise mit Schlips und Anzug protestierten rund 700 Vertreter der Gruppe "Entrepreneures for Future" vor dem Bundesfinanzministerium. Katharina Reuter, eine der Sprecherinnen der Gruppe, betonte, dass aus Sicht vieler Wirtschaftsvertreter vor allem "klimaschädliche Subventionen" abgeschafft werden müssten. Den Angaben zufolge beteiligten sich bundesweit mehr als 3.000 vor allem kleinere und mittlere Unternehmen mit insgesamt über 200.000 Arbeitsplätzen bei "Entrepreneurs for Future".