Politische Machtspielchen, Nazisymbole und Chaos in der Bundespolitik: auf gewohnt bissig-satirische Art haben die Jecken in Nordrhein-Westfalen den Rosenmontag gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein kamen hunderttausende Menschen zu den Rosenmontagszügen in die rheinischen Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf. Die politischen Persiflagewagen zeigten etwa die Staatschefs der Weltmächte mit dicken Eiern oder den designierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) als Esel.
Deutschlands größter Karnevalsumzug, der sieben Kilometer lange „Zoch“ in Köln, verlief laut Polizei bis zum frühen Nachmittag friedlich, ebenso wie der Umzug in Düsseldorf. Wegen Anschlagsdrohungen waren die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte ihren Besuch beim Kölner Rosenmontagszug abgebrochen, bestätigte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Hintergrund ist, dass laut Polizei am Mittag eine Person mit einem Auto in eine Menschengruppe in der Mannheimer Innenstadt gefahren war. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen sei dabei eine Person getötet und mehrere Menschen seien verletzt worden, teilte das Polizeipräsidium Mannheim mit.
Der Rosenmontag ist Höhepunkt des Straßenkarnevals. In den Metropolen des jecken Treibens begleiteten Menschen die großen Umzüge in Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn sowie zahlreichen weiteren Städten. Einer der insgesamt 14 politischen Mottowagen in Düsseldorf aus der Werkstatt des Künstlers Jacques Tilly zeigt CDU-Chef Merz als Esel. Er ist vor einen schwer beladenen Wagen gespannt und bekommt angesichts der Last von Schuldenbremse, AfD, Rezession, Ukrainekrieg und US-Präsident Donald Trump keinen Fuß auf den Boden. Der Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steuert ein kleines SPD-Schiff, das auf den Meeresgrund abgesoffen ist. Die Chefin der in Teilen rechtsextremen AfD, Alice Weidel, lockt als bucklige Märchenhexe mit Lebkuchen in Form des Hakenkreuzes Erstwähler.
Die internationale Politik war ebenfalls Gegenstand von Spott und Hohn: Die Staatschefs Xi Jinping, Donald Trump und Wladimir Putin wurden mit überdimensionierten Hoden gezeigt, die ihre jeweiligen Länder „great again“ machen wollen. Tech-Milliardär Elon Musk war als sabberndes Baby mit AfD-Windel, Napoleon-Hut und US-Flagge in Hakenkreuzform zu sehen. Putin und Trump zerquetschten den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einem „Hitler-Stalin-Pakt 2.0“. Ein rauschebärtiger Gott packte den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie einen Vertreter der Palästinenser an den Ohren und fordert beide auf, „endlich eine politische Lösung“ zu finden.
Die Kölner Persiflagewagen zeigten Trump, der Freiheit und Justiz Ketten anlegt. Musk wippte auf einem zum Hitlergruß ausgestreckten Arm und befördert damit AfD-Frau Weidel in die Höhe. Der Krieg in der Ukraine wurde mit einer verletzten Friedenstaube und einem Selenskyj thematisiert, der Putin mit einem Herz-Hammer auf den Kopf schlägt. „Make Love Not War“ stand darauf. Auch die radikalislamischen Taliban wurden nicht verschont: Ein Wagen zeigte eine verschleierte und in einen Käfig eingesperrte schwangere Frau, davor ein Taliban-Vertreter mit dem Schild „So schützen wir die Rechte unserer Frauen“. Aus Sichertheitsgründen wurde das Motiv bis kurz vor Beginn des Zugs geheim gehalten.
Ein Wagen zu sexualisierter Gewalt in der Kirche mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“ zeigte einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen Messdiener heranzulocken scheint. Das problematische Erbe der Babyboomer an die junge Generation Z wurde ebenso thematisiert wie die Asyslopiltik der EU. Insgesamt 19 Persiflagewagen führen im Kölner Rosenmontagszug durch die Innenstadt. Das Motto lautete „FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe“.
Auch soziale Projekte wurden von den Närrinnenund Narren thematisiert: In Düsseldorf machte ein Wagen auf den Schwimmlern-Container „Narwali“ aufmerksam. Das Projekt soll Kindern trotz schließender öffentlicher Bäder helfen, erste Schwimmerfahrungen zu sammeln. Das Blau-Gelbe Kreuz machte mit Flaggen von Ukraine und EU auf seine Arbeit im Bereich der Ukraine-Hilfe aufmerksam und erntete großen Applaus von den Menschen am Straßenrand. In Köln war ein Inklusionswagen der Diakonie Michaelshoven im Zug unterwegs.