2022 hat es in Deutschland die geringste Zahl an Blitzen seit 30 Jahren gegeben. Kempten im Allgäu ist Blitzhauptstadt Deutschlands 2022. Das hat der Blitz-Informationsdienst der Firma Siemens (BLIDS) in München bekanntgegeben. Insgesamt registrierten die Experten 242.000 Erdblitze in ganz Deutschland, dies sind weniger als die Hälfte (49 Prozent) des Vorjahreswertes (491.000).
Mit einer Blitzdichte von 2,4 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer liegt Kempten vorne, gefolgt vom benachbarten Kreis Ostallgäu (2,2) und Garmisch-Partenkirchen (2,0). Die geringste Blitzdichte ermittelte der Siemens-Blitzdienst in den Städten Brandenburg an der Havel mit 0,04 Blitzereignissen pro Quadratkilometer, im oberfränkischen Hof (0,07) und Oldenburg mit einer Blitzdichte von 0,14.
Geringe Blitzdichte wegen extremer Trockenheit
Für die geringe Blitzdichte machen die Wissenschaftler die im vergangenen Juni und August herrschende extreme Trockenheit bei hohen Temperaturen über 35 Grad verantwortlich. Diese Zeit ist üblicherweise die beste Zeit für Gewitter. “Für Gewitter braucht es aber beides – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen”, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens.
Dass auch dieses Jahr die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg wieder an der Spitze der Gewittergeschehnisse lagen, ist laut Thern der Nähe zur alpinen Vorgebirgslandschaft zuzuschreiben. Die höchste Blitzdichte pro Quadratkilometer mit knapp 1,0 verzeichnete Baden-Württemberg, die von der Zahl her meisten Erdblitze im Jahr 2022 registrierte BLIDS in Bayern – mit knapp 60.000 Einschlägen ein Viertel aller gemessenen Ereignisse. Schlusslicht mit unter 0,4 Blitzen pro Quadratkilometer ist Thüringen. 2022 lag der Durchschnittswert für Deutschland bei knapp 0,7 registrierten Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Im Vorjahr waren es 1,4.
Die Haupt-Gewittertätigkeit in ganz Deutschland lag 2022 im Juni, in dem mit 66.000 Blitzen mehr als ein Viertel aller Einschläge des Jahres niedergingen, gefolgt vom August mit über 51.000. Im Vergleich der Nachbarländer liegt Deutschland im Mittelfeld. Die durchschnittliche Blitzdichte für ganz Deutschland in den letzten zehn Jahren lag bei unter 1,3. An der Spitze liegt Montenegro vor Bosnien-Herzegowina und Slowenien. Schlusslicht ist Irland.
Blitz-Messungen erfolgen an 160 Stationen
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160 Messstationen in Europa. Dank der präzisen Messtechnik können die Sensoren problemlos im Abstand von 350 Kilometern aufgestellt werden. “Mit der aktuellen Software können wir bis auf 50 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat”, sagt Thern.