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Was der Sprecher der Polizeipastoren zur „Nafri“-Debatte sagt

Unberechtigte Kritik treffe die Beamten persönlich, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Polizeipastoren. Die Diskussion stelle eine ganze Berufsgruppe unter Generalverdacht.

Heiko Kueverling / Fotolia

Bremen. Der Vorsitzende der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer in Deutschland, Uwe Köster, hat vor einer Kritik an Polizeieinsätzen ohne genaue Kenntnis der Lage vor Ort gewarnt. Das treffe die eingesetzten Beamten persönlich, verunsichere sie und führe zu einer Demotivation, sagte der leitende Bremer Polizei- und Notfallseelsorger dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sie fragen sich zu Recht, warum sie sich für die Sicherheit in unserem Land engagieren sollen, wenn diese gefährliche Arbeit in der Öffentlichkeit oder von einzelnen Politikern nicht wertgeschätzt, sondern sogar negativ kritisiert wird."
Nach dem Großeinsatz in der Silvesternacht steht die Kölner Polizei in der Kritik. Weil sie vor allem Männer mit vermutetem nordafrikanischem Hintergrund kontrollierte und teilweise festhielt, wurden ihr rassistische Methoden unterstellt. Mit einem Beitrag im Kurznachrichtendienst Twitter hatte die Polizei die Debatte um "Racial Profiling" selbst ausgelöst. Darin war von "Nafris" die Rede, einer Abkürzung für Nordafrikaner.

Abkürzungen auch in anderen Berufsgruppen

Grundsätzlich verdienten Polizistinnen und Polizisten Anerkennung für ihre Arbeit, sagte Köster. Damit andere feiern könnten, müssten sie Dienst verrichten. "Nicht nur, wie es behördenintern heißt, zu ungünstigen Zeiten, sondern in unzähligen Überstunden über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus." Das schließe nicht aus, einzelne Einsätze kritisch zu hinterfragen. "Entscheidend bleiben dafür allerdings die gewählte Form und die zugrundeliegende Sachkenntnis."
Polizeiinterne Abkürzungen wie "Nafris" seien problematisch, weil sie entpersonalisierend wirkten. Sie zu twittern gehe gar nicht. "Ich weiß aber, wie sich solche Begriffe als Teil einer spezifischen Berufssprache entwickeln, beispielsweise auch bei Fluggesellschaften und in Krankenhäusern." Mit Wörtern wie "Paxe" für Passagiere oder "dem Blinddarm von Zimmer 12" solle niemandem die Menschenwürde abgesprochen werden. "Sie sind Teil der Versuche, herausfordernde Aufgaben in der Begegnung mit nicht immer positiv vorgestimmten Menschen zu bewältigen."

Selbstbewusstes Engagement notwendig

Die Diskussion nach Köln belaste nicht nur einzelne Einsatzkräfte, "sie stellt auch eine ganze Berufsgruppe unter den Generalverdacht des Rassismus". Dabei werde außer Acht gelassen, dass nicht das Aussehen, sondern das konkrete und aggressive Verhalten der Betroffenen ausschlaggebend für die Kontrollen gewesen sei. "Ungerechtfertigte und unqualifizierte Kritik im Nachhinein im Luxus einer sicheren Umgebung behindert spätestens im nächsten Einsatz, wenn wieder selbstbewusstes Engagement notwendig ist."
"Wer seine eigene Polizei demontiert, muss sich nicht wundern, wenn sie ihre Aufgaben nicht nachhaltig wahrnehmen kann", mahnte Köster. Die Polizeiseelsorge versuche die Beamten in der täglichen Abwägung zwischen dem Gewaltmonopol des Staates und den Freiheitsrechten der Bürger zu stärken. Zur Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer gehören bundesweit knapp 50 hauptamtliche Theologinnen und Theologen. (epd)