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Tausende demonstrieren bei Ostermärschen für Frieden und Abrüstung

Vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege und Rüstungsdebatten haben am Samstag bundesweit tausende Menschen bei rund 75 Ostermärschen für Frieden und Abrüstung demonstriert. Hauptthemen waren die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die milliardenschweren Rüstungsvorhaben in Deutschland und Europa sowie die Forderung nach Abschaffung der Atomwaffen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine diskutierten Vertreter von Friedensbewegung, Politik und Kirchen über die Frage, ob Verhandlungen oder weitere Waffenlieferungen am ehesten zu einer Friedenslösung führen.

Zum Auftakt des dreitägigen Ostermarsches Rhein-Ruhr gingen nach Angaben der Veranstalter in Köln etwa 1.000, in Bonn 500 und in Duisburg 250 Menschen auf die Straße. Unter dem Motto „Friedensfähig statt kriegstüchtig! Kriege beenden, Aufrüstung stoppen!“ führt der Ostermarsch bis Montag über Essen, Gelsenkirchen, Herne und Bochum nach Dortmund. Demonstrationen gab es auch in Berlin, Bielefeld, Münster, Kiel, Leipzig, München und Stuttgart sowie kleineren Städten wie Düren, Schrobenhausen und Traunstein.

Insgesamt liege die Beteiligung an den Kundgebungen, Fahrradtouren und Mahnwachen bei weitgehend gutem Wetter leicht über dem Niveau der Vorjahre, erklärte das Netzwerk Friedensinitiative in Bonn, das die Aktionen koordiniert. Aus vielen Orten lagen bis Samstagnachmittag jedoch noch keine Zahlen vor.

„Die Ostermärsche richten sich in diesem Jahr besonders an die neue Regierung und fordern von ihr, dass Deutschland friedensfähig statt kriegstüchtig wird“, erklärte Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative. „Statt neue Schulden aufzunehmen und zig Milliarden Euro für Aufrüstung auszugeben, sind Abrüstungsverträge und eine kluge Diplomatie gefragt.“ Der russische Krieg gegen die Ukraine müsse endlich ein Ende finden. Nötig sei eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur in Europa, „die der Ukraine Frieden garantiert und Russland langfristig mit einschließt“.

Die Theologin Margot Käßmann forderte mehr Diplomatie zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine. Ziel könne nicht sein, die Ukraine so aufzurüsten, dass sie auch viele Zivilisten in Russland treffen könne, sondern das Ziel müsse eine akzeptable Friedenslösung sein, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). „Ein gerechter Frieden hieße, dass die Menschen mit der Friedenslösung leben können.“

Ähnlich äußerte sich Joachim Schramm von der Deutschen Friedensgesellschaft. Es sei nicht erkennbar, dass die Strategie, „die Ukraine einfach immer nur weiter mit Waffen zu versorgen“, zu einem Ende des Kriegs führen könne, sagte er im Radiosender WDR 5. Es gelte, einen neuen Rüstungswettlauf zu verhindern, „mal innezuhalten“ und den Weg der Waffenlieferungen zu hinterfragen.

Für den früheren EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber bleibt ebenfalls der Vorrang des Friedens zentral. Aber dieser Vorrang bedeute auch, sich mit kriegerischer Gewalt ernsthaft auseinanderzusetzen und zugleich intensiv über die Möglichkeiten zur Beendigung derartiger Gewalt nachzudenken, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Grünen-Chefin Franziska Brantner sieht es weiter als Aufgabe Europas an, die Ukraine auch militärisch zu unterstützen. Ein verstärkter Schutz der Ukraine sei „auch Friedenssicherung für uns in Europa“, sagte sie der Berliner „wochentaz“ (Ausgabe 19. April/Online).

Die Ostermärsche haben eine 65-jährige Tradition. Sie waren am Gründonnerstag gestartet und enden mit mehreren Kundgebungen am Ostermontag. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt mehreren zehntausend Teilnehmende. Anfang der 80er Jahre lag die Teilnehmerzahl im Zuge der Debatte über die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland bei mehreren hunderttausend.