Die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland liegt auf Rekordniveau. Eine aktuelle Umfrage unter größeren Städten lässt zudem vermuten, dass sie weiter hoch bleiben dürfte.
In größeren deutschen Städten liegen laut einer Umfrage mehr als 200.000 offene Einbürgerungsanträge vor. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl deutlich gestiegen, teilte der Mediendienst Integration am Freitag in Berlin mit. Die Organisation, die Informationen zu den Themen Flucht, Migration und Diskriminierung aufbereitet, nahm eine Umfrage unter den 50 bevölkerungsstärksten Städten vor. 47 Städte lieferten Daten, davon machten 30 genauere Angaben zu den offenen Anträgen auf Einbürgerung.
Demnach verzeichnete München mit rund 33.000 offenen Anträgen rund 85 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch Hamburg meldete mit etwa 32.000 besonders viele offene Anträge. In Städten wie Chemnitz, Ludwigshafen und Mannheim hat sich die Zahl innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Laut der Umfrage kann es in vielen Städten mehr als ein Jahr dauern, bis Interessenten einen Termin für die Antragstellung bekommen. Vielerorts würden zudem noch Anträge bearbeitet, die bereits 2023 gestellt worden seien.
2024 haben rund 292.000 Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft erworben, so viele wie noch nie seit Beginn der einheitlichen Erhebung im Jahr 2000. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um mehr als 90.000, also um fast die Hälfte. Die meisten Eingebürgerten kamen aus Syrien, der Türkei, dem Irak, Russland und Afghanistan.
Den Umfrageergebnissen zufolge ist mit weiterhin hohen Zahlen zu rechnen. So seien allein in den 47 Städten, die die Fragen beantwortet hätten, im vergangenen Jahr rund 211.000 Einbürgerungsanträge eingegangen. In den meisten Städten waren es deutlich mehr als im Vorjahr. Die meisten Anträge wurden in Berlin (etwa 44.000), München (20.600), Hamburg (19.800) und Bremen (11.300) gestellt. Syrien, die Türkei und der Irak waren die Hauptherkunftsländer.
Seit knapp einem Jahr gelten für Einbürgerungen kürzere Fristen: Im Regelfall ist sie bereits nach fünf statt zuvor nach acht Jahren Aufenthalt in Deutschland möglich. Bei besonderen Integrationsleistungen ist eine beschleunigte Einbürgerung bereits nach drei Jahren möglich. Laut der Umfrage spielte diese Möglichkeit in den befragten Städten bislang keine große Rolle. Die besonders schnelle Variante, auch “Turbo-Einbürgerung” genannt, will die neue schwarz-rote Bundesregierung wieder abschaffen.