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Käßmann: Krisengeprägte Welt braucht mehr Gottvertrauen

Bei einer Bibelarbeit beim Kirchentag spricht die einstige Ratsvorsitzende der EKD über eine “Welt der Lügen”, Machotypen an der Macht und die besondere Beziehung von Jesus zu Frauen.

Margot Käßmann
Margot Käßmannepd-bild / Thomas Lohnes

Die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, wünscht sich mehr Gottvertrauen in einer kriegs- und krisengeprägten Zeit. Vor Tausenden Zuhörerinnen und Zuhörern rief Käßmann bei einer Bibelarbeit beim evangelischen Kirchentag in Hannover dazu auf, „die Ostererfahrung unseres Glaubens in die Welt zu tragen“.

Auch, wenn sich die Auferstehung Jesu – der Kern der Ostergeschichte – dem rationalen Verstehen entziehe, könne sie Gläubigen dennoch den Mut geben, für eine bessere Welt einzustehen. „Dann können wir widerständig sein in einer Welt der Lügen, die verbreitet werden. Dann können wir trotzig sein gegenüber all dem Gerede von Aufrüstung, die Sicherheit und Zukunft bringen soll“, unterstrich Käßmann mit Blick auf aktuelle Debatten und militärische Aufrüstung in Deutschland und Europa.

Keine Bühne für Machos wie Trump und Putin

Jesus habe eine „Kontrastgesellschaft“ zu einer kriegerischen Welt entworfen, betonte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin. Eine solche Welt spreche „nicht Börsenspekulanten, sondern Barmherzige“ selig und biete „Machotypen“ wie Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan keine Bühne.

Käßmann betonte zudem die für Frieden, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zentrale Bedeutung von Frauen. Während die Kirche als „Hort des Patriarchats“ Frauen jahrhundertelang gedemütigt habe, sei Jesus ihnen zu Lebzeiten auf Augenhöhe begegnet. Damit sei er gegen den Strom seiner Zeit geschwommen, unterstrich die Theologin. „Frauen wurde zur Zeit Jesu Haus und Familie als Wirkungsort zugeschrieben. Die Tradwife-Bewegung von heute lässt grüßen!“