Kommt in Schleswig-Holstein ein Rettungsdienst mit Notarzt, wird es richtig teuer. Weitaus geringer fallen die Kosten in der Hauptstadt aus.
Beim Rettungsdienst in Deutschland gibt es je nach Bundesland und Region große Unterschiede bei den Kosten und der Zahl der Einsätze. Bei den Rettungsdienstfahrten mit Notarzt kommt Sachsen auf 41,2 Einsätze je 1.000 Einwohner. In Nordrhein-Westfalen gibt es 25,6 Einsätze. Das ist viel im Vergleich zu Bremen, wo es 19,1 Einsätze sind, oder Niedersachsen mit 19,5. Das geht aus einer Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor, die der “Rheinischen Post” (Mittwoch) vorliegt.
Doch auch die Unterschiede innerhalb des Landes sind groß: In Düsseldorf rückte der Rettungsdienst mit Notarzt im Jahr 2022 demnach 27,2 Mal pro 1.000 Einwohner aus. In Essen waren es sogar 27,5 Mal. Deutlich darunter liegt hingegen Köln mit 19,5 Einsätzen. “So starke Unterschiede zeigen, dass das System nicht effizient ist. Es braucht verbindliche bundeseinheitliche Standards”, sagt João Rodrigues, Geschäftsführer der Barmer NRW.
Auch bei den Kosten gibt es große Unterschiede: Die Fallkosten eines Einsatzes mit Notarzt liegen in Schleswig-Holstein bei 1.530 Euro, während sie in Berlin mit 660 Euro um 132 Prozent geringer ausfallen. NRW liegt mit 1.260 Euro im oberen Drittel. Dabei ist die Spannbreite innerhalb des Landes groß. Besonders teuer ist demnach der Rettungsdienst in Düsseldorf: In der Landeshauptstadt werden im Schnitt 1.370 Euro pro Einsatz mit Notarzt fällig. Köln (1.080 Euro) liegt darunter. Noch günstiger ist es in Essen, wo nur 920 Euro fällig werden, und in Duisburg mit sogar nur 900 Euro.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wollen den Rettungsdienst, der durch die Notfallnummer 112 erreichbar ist, reformieren und die Finanzierung neu regeln. In Deutschland liegt die Verantwortung des Rettungsdienstes bei den Bundesländern, die die Organisation aber teilweise auf die Kreise und Städte übertragen. Bundesweit gibt es rund 230 Leitstellen.
Durchgeführt wird der bodengebundene Rettungsdienst durch rund 300 verschiedene Träger. Darunter sind Hilfsorganisationen wie der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst, aber auch kommunale Rettungsdienste und die Feuerwehr oder private Unternehmen. Je nach Bundesland unterschiedlich sind die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen. Sie reichen von acht Minuten in dicht besiedelten Gebieten bis hin zu maximal 17 Minuten in ländlichen Regionen.
In NRW sei die Einleitung des parlamentarischen Verfahrens zur Rettungsdienstreform für Mitte des Jahres geplant, erklärt das Ministerium in einem Schreiben an den Landtag. Derzeit gebe es “eine Vielzahl von Gebührensatzungen mit unterschiedlichen Benutzungsgebühren, die jeweils bilateral zwischen den Aufgabenträgern und den Kostenträgern verhandelt werden”. In Bayern gibt es dagegen einheitliche Benutzungsentgelte.