Frankfurt a.M. Ermittler haben am Mittwoch eine terroristische Vereinigung zerschlagen, die seit mindestens einem Jahr einen politischen Umsturz in Deutschland geplant haben soll. Am Morgen wurden 22 mutmaßliche Mitglieder der Gruppe sowie drei mutmaßliche Unterstützer festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Zugleich wurden in elf Bundesländern mehr als 130 Häuser, Wohnungen und Büros durchsucht.
Die Gruppe habe gezielt Angehörige von Bundeswehr und Polizei für ihre Ziele gewinnen wollen. Sie habe einen „militärischen Arm“ und einen Rat gebildet, an dessen Spitze Heinrich XIII P. R. stand. Bei ihm soll es sich Medienberichten zufolge um einen adligen Immobilienunternehmer aus Frankfurt am Main handeln, der ein Jagdschloss im ostthüringischen Bad Lobenstein besitzt. Als zweiten Rädelsführer nennt die Bundesanwaltschaft Rüdiger v. P. , laut Medienberichten ein ehemaliger Fallschirmjäger-Kommandeur.
Tiefe Ablehnung gegen den Staat
Die Beschuldigten verbinde „eine tiefe Ablehnung der staatlichen Institutionen und der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“, hieß es. Zur Umsetzung ihrer Pläne hätten sie den Einsatz militärischer Mittel und Gewalt gegen staatliche Repräsentanten sowie Tötungsdelikte in Kauf genommen.
Was die Gruppe plante
Die Mitglieder der Gruppierung folgten laut den Ermittlern „einem Konglomerat aus Verschwörungsmythen bestehend aus Narrativen der sogenannten ‘Reichsbürger’- sowie QAnon-Ideologie“. Sie seien der festen Überzeugung, dass Deutschland derzeit von Angehörigen eines sogenannten „Deep State“ regiert wird.
Eine Befreiung verspreche nach Einschätzung der Mitglieder der Vereinigung das unmittelbar bevorstehende Einschreiten der „Allianz“, eines technisch überlegenen Geheimbundes von Regierungen, Nachrichtendiensten und Militärs verschiedener Staaten, einschließlich der Russischen Föderation sowie der USA. Die Bekämpfung der verbleibenden Institutionen und Repräsentanten des Staates sowie die Absicherung der Macht sollten demnach durch die Vereinigung sowie ein deutschlandweites Netz von ihr gegründeten Heimatschutzkompanien übernommen werden.
Kontakte nach Russland
Hierzu sollte von der Vereinigung eine Übergangsregierung gebildet werden, die nach der Vorstellung der Vereinigungsmitglieder dem „klassischen Reichsbürgernarrativ entsprechend“ die neue staatliche Ordnung in Deutschland mit den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs verhandeln sollte. Zentraler Ansprechpartner für diese Verhandlungen sei aus Sicht der Vereinigung derzeit ausschließlich die Russische Föderation.
Heinrich XIII P. R. habe auch bereits Kontakt mit Vertretern der Russischen Föderation in Deutschland aufgenommen. „Nach den bisherigen Ermittlungen gibt es allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass die Ansprechpartner auf sein Ansinnen positiv reagiert haben“, teilte die Bundesanwaltschaft mit.