Sie kümmern sich um baufällige Kirchen, organisieren neue Instrumente für Orchester, fördern Nachwuchskünstler oder setzen sich für den Erhalt historischer Bibliotheken ein: Rund 20.500 Kulturfördervereine mit mehr als 3,2 Millionen Mitgliedern gibt es in Deutschland. Am 9. und 10. Mai treffen sich die ostdeutschen Vereine zu einer zweitägigen Konferenz in Wittenberg. Der Dachverband der Kulturfördervereine (Daku) in Berlin hat dazu eingeladen, um die Initiativen besser miteinander zu vernetzen.
Dabei, so betont die geschäftsführende Vorständin Ulrike Petzold, müssen sich die Ostdeutschen mit ihrem Engagement keineswegs verstecken. So gebe etwa in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 31 Kulturfördervereine pro 100.000 Einwohner – das ist laut Daku der dritte Platz im bundesweiten Vergleich und der Spitzenplatz unter den ostdeutschen Ländern. Nur das Saarland mit 36 und Rheinland-Pfalz mit 32 Vereinen pro 100.000 Einwohner haben noch mehr Engagierte. Auch andere ostdeutsche Länder liegen im bundesweiten Schnitt oder darüber.
In Sachsen-Anhalt seien zudem drei Viertel der Fördervereine im ländlichen Raum aktiv – auch das sei eine Besonderheit. Bemerkenswert sei außerdem der hohe Anteil der Vereine für den Bereich Baukultur und Denkmalschutz, zu dem auch die Fördervereine von Kirchen gehören. Mit 34 Prozent sei dies die am meisten geförderte Kultursparte in Sachsen-Anhalt.
Gerade im Osten sei das bürgerschaftliche Engagement also durchaus groß, auch wenn manchmal in der Öffentlichkeit ein anderes Bild vermittelt werde. „Das Engagement in den Vereinen ist ganz enorm“, betont Ulrike Petzold. Dabei seien die Kulturfördervereine in den meisten Fällen erst nach 1989 gegründet worden. In den Jahren danach hätten sie allerdings sehr identitätsstiftend gewirkt – etwa wenn sie für eine neue Glocke in der Dorfkirche oder für die Renovierung alter Grabsteine Geld gesammelt hätten.
Bei dem Treffen in Wittenberg will der Daku auf die besondere Situation in Ostdeutschland blicken, die sich immer noch von den westlichen Bundesländern unterscheide. So gibt es im Osten ein noch nicht so stark entwickeltes Mäzenatentum, erläutert Petzold im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Osten gebe es nach wie vor weniger Menschen mit einem hohen Einkommen oder eine geringere Zahl an Firmen, die kulturelle Projekte fördern könnten.
Auch die politischen Herausforderungen seien im Osten anders, etwa aufgrund der Wahlerfolge der AfD. „Die Vereine wollen deutlich einen Trend dagegen setzen, indem sie etwas tun für das Zusammenleben vor Ort“, unterstreicht Petzold. Auch dafür soll die Veranstaltung in Wittenberg dienen: Sie soll bewusst optimistische Bilder von Ostdeutschland vermitteln.
Petzold nennt Kulturfördervereine daher einen wichtigen Akteur zivilgesellschaftlichen Engagements. Sie sind nicht selbst kulturell tätig wie die kulturschaffenden Vereine, etwa Chöre oder Amateurorchester, sondern sie unterstützen ehrenamtlich die kulturellen Aktivitäten, die von anderen angeboten und durchgeführt werden.
Dabei, so betont Petzold, seien die Vereine viel mehr als Geldsammler. Mit Arbeitseinsätzen, Veranstaltungen oder Kampagnen würden sie zum Zusammenleben vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten.
Das gilt freilich nicht nur für die Kultur: Mehr als 800.000 Menschen in Sachsen-Anhalt übernehmen Verantwortung, unterstützen andere und bringen sich aktiv in ihre Umgebung ein, teilte die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Lagfa) in Halle auf Nachfrage mit. Das seien 38 Prozent der Gesamtbevölkerung.