Fortschritt für die Ausbildung von Imamen in Deutschland: Nach den Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ihr Haus mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) eine entsprechende Vereinbarung “auf den Weg gebracht”. Ziel sei es, die Entsendung von Imamen aus der Türkei in die Gemeinden der Ditib in Deutschland letztlich vollständig zu beenden, sagte Faeser bei einer Fachtagung der Deutschen Islamkonferenz am Dienstag in Berlin. Die Vereinbarung sei im Vorfeld des Deutschland-Besuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vergangene Woche zustandegekommen.
Wie Innenstaatssekretärin Juliane Seifert am Rande der Veranstaltung gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte, sollen die künftigen Imame zum einen in der Ditib-Lehrstätte in Dahlem ausgebildet werden, zum anderen vom Islamkolleg Deutschland (IKD) in Osnabrück kommen. Eine staatliche finanzielle Beteiligung an dem Ausbildungsprogramm der Ditib werde es nicht geben, so Seifert.
Die Ditib-Einrichtung in Dahlem bei Köln zur Ausbildung islamischer Religionsbeauftragter wurde 2020 gegründet. Laut dem Verband sollten bis Ende 2023 die ersten rund 30 Absolventen, davon gut zwei Drittel Frauen, ihre Prüfungen abschließen und damit ihre Arbeit in Gemeinden des Verbands beginnen können. Als Imame, die etwa das Freitagsgebet leiten und als Geistliche bei Hochzeiten und Beerdigungen wirken sowie in der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge tätig sind, können bei Ditib nur Männer fungieren.
Das IKD in Osnabrück wurde 2019 auf Initiative der Deutschen Islamkonferenz ins Leben gerufen. Dort können sich Absolventen islamisch-theologischer Seminare deutscher Universitäten zu Imamen ausbilden lassen. Das Kolleg wird vom Bundesinnenministerium und dem Land Niedersachsen finanziert und von einem Kuratorium unter Vorsitz von Altbundespräsident Christian Wulff und einem wissenschaftlichen Beirat fachlich begleitet, dem neben islamischen auch christliche und jüdische Theologen und Wissenschaftler angehören. Im September schlossen die ersten 26 Absolventinnen und Absolventen die Ausbildung ab.
Die Ditib, die der Religionsbehörde in Ankara untersteht, ist mit fast 1.000 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland. Bisher kommen ihre Imame aus der Türkei und sind türkische Staatsbeamte. Die Zurückdrängung des ausländischen Einflusses auf die Islamverbände ist eine zentrale Forderung deutscher Integrationspolitik. Staatssekretärin Seifert räumte im Gespräch mit KNA ein, dass die vollständige Ersetzung von Entsende-Imamen durch in Deutschland ausgebildetes Personal bei Ditib aufgrund der vorhandenen Ausbildungskapazitäten noch mehrere Jahre dauern wird.