Immer wieder wird in Deutschland über die Einführung eines sozialen Pflichtjahres debattiert. Vor allem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier macht sich dafür stark. Zugleich engagieren sich schon jetzt jährlich mehr als 100.000 vor allem junge Menschen in den bestehenden Freiwilligendiensten (ohne Bundeswehr). Künftig drohen aber viele dieser Stellen wegzufallen, denn der Etat-Entwurf des Bundesfamilienministeriums sieht für Angebote wie den Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr Kürzungen um insgesamt 113 Millionen Euro für die kommenden zwei Jahre vor. Eine Initiative hat bislang unter dem Motto “Freiwilligendienste stärken” mehr als 100.000 Unterschriften gegen die Kürzungspläne gesammelt. Am Montag befasst sich der Petitionsausschuss des Bundestags mit ihrem Anliegen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige bestehende Angebote.
Seit Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 gibt es den neuen freiwilligen Wehrdienst (FWD). Der FWD dauert bis zu 23 Monate. Bewerber müssen mindestens 17 Jahre alt sein. Insgesamt dienen in der Bundeswehr 9.413 Freiwillig Wehrdienstleistende (Mai 2023), davon 1.788 Frauen. (https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/dienstgrade-laufbahnen-bundeswehr/freiwilliger-wehrdienst)
Der Freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz ist eine Sonderform des Freiwilligendienstes, der ausschließlich heimatnah im Heimatschutz geleistet wird. Er wurde im April 2021 mit 325 Rekruten gestartet. Die Freiwilligen sollen ausschließlich in Deutschland eingesetzt werden. Hauptaufgabe ist der Heimatschutz, etwa Hilfseinsätze bei Naturkatastrophen, bei besonders schweren Unglücksfällen oder nationalen Krisenlagen wie beispielsweise Epidemien. (https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/die-reserve-der-bundeswehr/reservist-werden-in-der-bundeswehr-/territoriale-reserve/pilotprojekt-freiwilliger-wehrdienst-im-heimatschutz-)
Mit der Aussetzung des Wehrdienstes ist auch der Zivildienst entfallen. Dafür hat die Bundesregierung 2011 den Bundesfreiwilligendienst (BFD) ins Leben gerufen. Dieser richtet sich an Frauen und Männer in jedem Alter, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl in Deutschland einsetzen möchten. Der Dienst dauert in der Regel zwölf Monate. Mindestens sind 6 Monate und höchstens 18 Monate vorgesehen. Teilnehmer erhalten ein Taschengeld. (https://www.bundesfreiwilligendienst.de)
Wie der vom Bund getragene BFD zielen auch die in die Hoheit der Bundesländer fallenden Jugendfreiwilligendienste (Freiwilliges Soziales und Ökologisches Jahr) darauf ab, ein freiwilliges, am Gemeinwohl orientiertes Engagement zu fördern. Im Unterschied zum BFD richten sich das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) aber speziell an junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren. Anders als beim BFD kann der Dienst im FSJ oder FÖJ auch im Ausland geleistet werden. Hinsichtlich Dienstzeit, Taschengeld und Sachbezügen sowie beim umfassenden Sozialversicherungsschutz gelten grundsätzlich dieselben Vorgaben wie beim BFD. (https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/freiwilligendienste/jugendfreiwilligendienste)
Der IJFD wird vom Bundesfamilienministerium finanziert. Rund 130 Träger bieten jungen Leuten bis 27 Jahren die Möglichkeit, sich für das Gemeinwohl in ausländischen Projekten zu engagieren. (https://www.ijfd-info.de/startseite.html)
kulturweit ist der internationale Kultur-Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes in Kooperation mit der Deutschen Unesco-Kommission. Einsatzstellen sind in der Regel Auslandsinstitute von Organisationen der Kultur- und Bildungspolitik mit Sitz in Deutschland (zum Beispiel Goethe-Institute, Deutsches Archäologisches Institut, Deutsche Schulen im Ausland). Freiwillige müssen zwischen 18 und 26 Jahre alt sein, der Dienst dauert 6 oder 12 Monate. (https://www.kulturweit.de)
Der vom Entwicklungsministerium getragene entwicklungspolitische Freiwilligendienst “weltwärts” bietet seit 2008 die Möglichkeit, in Entwicklungsländern bei der Armutsbekämpfung mitzuarbeiten. Arbeitsfelder können zum Beispiel sein: Gesundheit, Landwirtschaft, Bildung, Menschenrechte, Umweltschutz, Demokratieförderung, Jugendbeschäftigung, Not- und Übergangshilfe oder Sport. Freiwillige müssen zwischen 18 und 28 Jahre alt sein. Der Freiwilligendienst dauert zwischen 6 und 24 Monaten. (https://www.weltwaerts.de)
Das Europäische Solidaritätskorps ist eine Initiative der Europäischen Union. Es ermöglicht jungen Leuten zwischen 17 und 30 Jahren, an Freiwilligen- oder Beschäftigungsprojekten im eigenen Land oder im Ausland teilzunehmen. Inhaltlich geht es um Katastrophenvorsorge oder Wiederaufbau nach Naturkatastrophen, Hilfe in Aufnahmezentren für Asylsuchende oder die Bewältigung sozialer Probleme in lokalen Gemeinschaften. Die Einsatzorte liegen meist in den EU-Ländern. (https://www.ein-jahr-freiwillig.de/programme/esk-europaeisches-solidaritaetskorps?gclid=EAIaIQobChMI6t7n-M2fgAMVFdN3Ch3Ikw5bEAAYASAAEgLzT_D_BwE)
Kirchliche Gemeinschaften und andere, vor allem in der Friedensarbeit tätige Organisationen, bieten ebenfalls Dienste im Ausland an. Darunter fallen etwa die Initiative “Missionare auf Zeit” des katholischen Hilfswerks missio und von Ordensgemeinschaften (http://www.maz-freiwilligendienst.de) oder die internationalen Freiwilligendienste der Aktion Sühnezeichen (https://www.asf-ev.de/de/de/).