Stellau. Ahmad Roshani ist ein Mensch, der gern Verantwortung übernimmt. Allerdings war das in seiner Heimat Iran als engagierter, konvertierter Christ nicht nur unmöglich, sondern sogar lebensgefährlich. Der Ingenieur floh mit Frau und Kindern von Teheran nach Deutschland und landete im ländlichen Stellau im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf. Zwar war die Familie damit in Sicherheit und konnte ihren Glauben frei leben, doch sie musste bei null anfangen.
Nur auf das Asylverfahren warten und Deutsch lernen, das reichte Ahmad Roshani nicht. Der 37-Jährige begann, beim Frühstückstreffpunkt „Menschen aus aller Welt“ mitzuarbeiten. Und er engagierte sich im Hauskreis, in dem sich Christen persischer Sprache in der Gemeinde treffen. Seine Freude an diesem Engagement ist spürbar, wenn Roshani von den gemeinsamen Abenden mit der Bibel erzählt. „Das geht im Iran so nicht“, bekräftigt er. „Hier aber können wir in Freiheit gemeinsam die Bibel lesen und uns austauschen über das Leben in Deutschland, über unsere Freude und Sorgen.“
Jetzt bot sich Roshani die Gelegenheit, noch mehr Verantwortung in der Kirche zu übernehmen. Er galt in der Gemeinde als zuverlässig und zupackend und wurde angesprochen, für den Kirchengemeinderat zu kandidieren. Prompt wurde er mit großer Mehrheit gewählt. Für ihn bedeutet das: endlich maßgeblich mitgestalten zu können, ein Amt innezuhaben und vor allem den Glauben so leben zu können, wie er sich das vorstellt. So wurde der Flüchtling zu einem Mitglied des Gemeinderats.
Einfache Sprache im Gemeinderat
Jedoch fand er sich im Kirchengemeinderat erst einmal in einer Flut von Gesetzen, Beschlussvorlagen und fremden Strukturen wieder. Das Ganze auch noch im typisch kirchlichen Sprachduktus, fern der Alltagssprache. Den Mut verlor er trotzdem nicht – und der Kirchengemeinderat fand zu einer einfacheren Sprache. „Wir diskutieren jetzt anders“, berichtet Pastorin Gritta Koetzold. „Langsamer, verständlicher. Zurzeit empfinde ich das als eine Bereicherung und Entschleunigung“, sagt sie. Manchmal müsse sie etwas auf Englisch übersetzen.
Jochen Kotowski, Mitglied im Kirchengemeinderat, sagt zu den Veränderungen im Vorstand: „Nein, das nervt mich nicht. Es ist gut, wenn unser Gremium sich weiterentwickelt. Dadurch, dass Ahmad Roshani mit dabei ist, haben wir einen viel weiteren Horizont.“ Das Gremium sei offener und beweglicher geworden. Pastorin Koetzold und dem Gremium war außerdem wichtig, den Arbeitsschwerpunkt Integration personell im Kirchengemeinderat vertreten zu haben.