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Nach Anschlag: Opferfamilie will keine Instrumentalisierung

Die Familie der 37-jährigen Frau und ihres 2-jährigen Kindes, die infolge des Anschlags auf einen Demonstrationszug in München gestorben sind, bittet darum, ihren Verlust nicht zu benutzen, „um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren“. Auf ihrem Statement, das am Sonntag auf der Internetseite der Stadt München veröffentlicht wurde, nennen die Angehörigen die Namen der zwei Verstorbenen: Amel und Hafsa.

Amel sei in Algerien geboren und mit vier Jahren nach Deutschland gekommen, heißt es in dem Statement. Sie studierte Umweltschutz in Köln und Bingen war seit 2017 als Ingenieurin, Projekt- und Sachgebietsleiterin bei der Landeshauptstadt München angestellt. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Hafsa lebte sie seit 2017 in München. „Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben“, so die Familie.

Sie dankte den Hilfskräften, Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten „für die gute Unterstützung, Begleitung und für den emotionalen Beistand“ sowie bei allen, die aufrichtige Anteilnahme gezeigt haben. Die Angehörigen baten darum, in Ruhe trauern zu können.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern sprach den Betroffenen am Samstagabend tiefstes Mitgefühl und volle Solidarität aus. Die Nachricht „macht uns unendlich traurig und fassungslos. Zwei unschuldige Menschen haben durch diesen grausamen Anschlag ihr Leben verloren – ein Verlust, der nicht in Worte zu fassen ist“, sagte der DGB Bayern-Vorsitzende Bernhard Stiedl laut Mitteilung vom Freitagabend. In dieser schweren Zeit rücke die Gewerkschaftsfamilie noch enger zusammen. „Wir lassen niemanden allein und stehen den Betroffenen mit jeder Unterstützung zur Seite, die sie jetzt brauchen“, so Stiedl.

Am Donnerstag war in München ein Autofahrer in einen Demonstrationszug von ver.di gerast. Nach Angaben der Polizei wurden dabei mindestens 39 Menschen verletzt, davon manche schwer. Am Samstag verstarben die schwer verletzte 37-jährige Amel und ihre Tochter. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24 Jahre alten afghanischen Asylbewerber. Die Ermittler vermuten ein islamistisches Motiv. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft, die Bundesanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren übernommen. (0571/16.02.205)