Eine familienfreundliche Gesellschaft und ein fairer Umgang mit Afrika – das waren zentrale Anliegen des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler. Von seinem Tod zeigt sich sein Nachfolger Frank-Walter Steinmeier bewegt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe seines Amtsvorgängers, Eva Luise Köhler, zum Tod ihres Ehemanns kondoliert. Die Nachricht vom Tod Horst Köhlers habe ihn “sehr traurig” gemacht, schreibt Steinmeier laut Bundespräsidialamt am Samstag. Köhlers Zugewandtheit, Energie und Kreativität hätten ihn “viele Herzen gewinnen lassen”.
Bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 2004 sei der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds der Öffentlichkeit “nahezu unbekannt” gewesen, so Steinmeier weiter: “Und wie schnell hat er dann so viel Anerkennung und Sympathie erworben!” Schon zuvor habe Köhler sich um Deutschland verdient gemacht. “Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus.”
Steinmeier würdigte auch das “unermüdliche, ja leidenschaftliche Eintreten” Köhlers für Afrika. Eine Kraftquelle sei für den Protestanten sein “tiefer christlicher Glaube” gewesen – “den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war”. Köhler habe ein Bild von Deutschland als “Land der Ideen” geprägt, und er werde als “Glücksfall für unser Land” in Erinnerung bleiben.
Köhler starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Berlin. Er war bis 2010 der neunte Bundespräsident – und der erste, der vom Amt zurücktrat. Geboren 1943 im polnischen Skierbieszow, war Köhler 1944 als kleines Kind mit seiner Familie nach Deutschland geflohen, zunächst in die Nähe von Leipzig. 1953 gelang der Familie die Flucht in die Bundesrepublik, wo 1957 Ludwigsburg die neue Heimat wurde.
Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und einer Promotion wechselte Köhler 1976 in die Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums. Nach weiteren beruflichen Stationen wurde er 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er verhandelte unter anderem den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR und war Chefunterhändler beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.