In die SPD trat Albert Schmid einst ein, weil die Partei früh gegen die Nazis Widerstand leistete. Einen Rückfall in das verachtende Denken der Faschisten hätte er nicht mehr für möglich gehalten.
Der frühere Vorsitzende des höchsten katholischen Laiengremiums in Bayern, Albert Schmid, glaubt nicht daran, dass es der AfD gelinge wird, Regierungsverantwortung zu übernehmen. “Ich bin fest davon überzeugt, dass die 70 Prozent oder mehr, die gegen die AfD stehen, einen Weg finden werden, um Deutschland und auch die Länder in Ostdeutschland regierungsfähig zu halten”, sagte der 78-jährige SPD-Politiker der “Katholischen Sonntagszeitung für das Bistum Regensburg”. Dennoch stelle sich die Frage nach der Bedrohung des Rechtsstaates. Die Absichten der AfD seien unverkennbar darauf gerichtet, einen Regimewechsel herbeizuführen.
Andererseits setze er auch auf die Fähigkeit des Umdenkens, des Lernens in Kreisen der Anhängerschaft der AfD, erklärte Schmid. Dabei könne das Zeugnis von Christen hilfreich sein, die sich für die Demokratie von Anfang an nach dem Zusammenbruch der Nazizeit eingesetzt hätten. Dies sei damals eine große Herausforderung gewesen, und eine ähnliche stelle sich auch jetzt. Man solle das Potenzial des Umkehrens nicht gering schätzen, so der Sozialdemokrat.
Er selbst sei einst in die SPD eingetreten, weil sie die einzige demokratische Partei gewesen sei, die von Anfang an Widerstand gegen die Nazis geleistet habe, sagte Schmid: “Dass es in Deutschland wieder so einen Rückfall gibt in simplifizierendes, andere verachtendes Denken hatte ich so nicht mehr für möglich gehalten und bin deshalb entsprechend betroffen.” Nun müsse überlegt werden, welche Verantwortung sich für jeden daraus ergebe, vor allem für Christen.
Den deutschen Bischöfen sei er dankbar für ihre Erklärung mit dem Titel “Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar”, in der sie sich von der AfD abgrenzen und diese Partei als für Christen nicht wählbar bezeichnen. Er sei eigentlich nie ein Freund von sogenannten Wahlhirtenbriefen gewesen, aber diese jetzigen Äußerungen stünden in einem größeren Zusammenhang. Es sei den Bischöfen wohl ein Stück weit auch darum gegangen, “die Position ihrer Vorgänger in der Nazizeit und vor der Nazizeit zu korrigieren. Man wollte sich nicht ein weiteres Mal dem Vorwurf aussetzen, sich nicht rechtzeitig zu Wort gemeldet zu haben.”
Schmid war von 2000 bis 2010 Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg. Von 2009 bis 2017 stand er an der Spitze des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.