Artikel teilen:

Polizei bricht ein Kirchenasyl in Schwerin

Die Polizei wollte am Mittwochvormittag in Schwerin zwei afghanische Männer (18 und 22 Jahre alt) abschieben und hat dabei wegen einer Gefährdungslage das Kirchenasyl in der evangelischen Petrusgemeinde gebrochen. Der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. „Das allererste Mal wurde in Mecklenburg-Vorpommern die rote Linie überschritten und durch Polizei ein Kirchenasyl gebrochen“, teilte der Flüchtlingsrat mit. Im vorliegenden Fall sollten laut Flüchtlingsrat zwei erwachsene Söhne einer sechsköpfigen afghanischen Familie von der Familie getrennt nach Spanien abgeschoben werden. Vor Ort sei die Situation eskaliert, sodass die Polizei die Räume aufgebrochen habe.

„Das ist ein erschreckendes Signal an Geflüchtete, die in Deutschland Schutz suchen“, erklärte der Flüchtlingsrat. „Nicht einmal zu Weihnachten dürfen sie sich sicher fühlen.“ Dieses Signal richte sich aber auch an Kirchengemeinden, die nun verunsichert seien, ob sie Geflüchteten weiterhin Zuflucht und Hoffnung bieten können.

Die Polizei teilte am Nachmittag mit, dass es gegen 7.45 Uhr während eines Polizeieinsatzes zu einer Gefährdungslage in der Ziolkowskistraße gekommen sei. Eine 47-jährige Mutter habe durch Androhung von Gewalt gegen sich und ihre Kinder versucht, die Maßnahmen zu vereiteln. Die angeforderten Spezialeinheiten der Landespolizei hätten deeskalierend auf die Frau einwirken können.

Im weiteren Verlauf sei es zu einem Zugriff der Polizei aufgrund einer Notsituation in der Wohnung gekommen, in der sich die 47-jährige Mutter, der 49-jährige Vater, zwei erwachsene Söhne im Alter von 22 und 18 Jahren, sowie ein 10-jähriger Sohn und eine 13-jährige Tochter befanden, so die Polizei. Alle sechs Personen hätten die afghanische Staatsangehörigkeit.

Bei der Durchsuchung der Familie seien bei der Mutter, dem 22-jährigen Sohn und der Tochter Messer versteckt am Körper gefunden worden. Der 22-jährige Sohn habe sich nach bisherigen Erkenntnissen in der Wohnung vor dem Zugriff der Polizei selbst verletzt, informierte die Polizei. Die 47-jährige Mutter habe sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden. Beide Personen würden derzeit medizinisch betreut. Gegen die Mutter seien Strafverfahren wegen Bedrohung und Nötigung eingeleitet worden. Weitere Personen oder Einsatzkräfte seien nicht verletzt worden.

Nach Angaben der „Schweriner Volkszeitung“ (SVZ) bestätigte der Pastor der Petrusgemeinde, Jens-Peter Drewes, dass sich die beiden Männer im Kirchenasyl befanden. Drewes habe die Maßnahme auf dem Grundstück der Kirchengemeinde als sehr ungewöhnlich bezeichnet, so die SVZ auf ihrer Internetseite. Er habe den Einsatz auch sofort dem Bundesamt für Migration- und Flüchtlinge gemeldet. Nach SVZ-Informationen soll die Abschiebung aus Schleswig-Holstein veranlasst worden sein.