Die Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag hat auch Auswirkungen auf viele kirchlich engagierte Abgeordnete. Eine ganze Reihe tritt nicht mehr an, manche bangen, andere sind neu auf der Bühne. Ein kleiner Überblick.
Wenn an diesem Sonntag der neue Brandenburger Landtag gewählt wird, verliert das Landesparlament auch religiöse Kompetenz. Denn eine ganze Reihe kirchlich profilierter Abgeordneter wird das Potsdamer Stadtschloss verlassen: Die frühere Justizministerin Barbara Richstein (CDU) beispielsweise, die ihre Karriere einst als Vorstandsreferentin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin begann und bis heute in der Laienvertretung des Erzbistums Berlin, dem Diözesanrat der Katholiken, sitzt, hatte schon frühzeitig angekündigt, nicht wieder zur Wahl anzutreten.
Gleiches gilt für ihre Fraktionskollegin Roswitha Schier. Die profilierte Sozialpolitikerin aus dem Spreewald ist Mitglied im Diözesanrat des Bistums Görlitz und gilt als engagierte Unterstützerin des Zisterzienserklosters in Neuzelle.
Um seine Wiederwahl kämpft indes der religionspolitische Sprecher der SPD, der Abgeordnete Johannes Funke. Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Havelland ist engagierter Protestant: Auch auf seine Initiative hin haben der evangelische Landesbischof Christian Stäblein und der katholische Erzbischof Heiner Koch in den vergangenen Jahren landwirtschaftliche Betriebe besucht und die Gräben, die es zwischen den oft konventionell arbeitenden Bauern und den eher für ökologische Landwirtschaft eintretenden Kirchen gelegentlich gab, ein gutes Stück zugeschüttet.
In den Räumen seiner Fraktion organisierte Funke eine Ausstellung von Fotografien neu gebauter Synagogen aus ganz Deutschland: Denn der Bau der Potsdamer Synagoge und die Zukunft der Rabbinerausbildung in der Landeshauptstadt gehörten zu den wichtigsten religionspolitischen Themen, mit denen sich der Brandenburger Landtag in den vergangenen Jahren beschäftigte.
Dem Kirchenparlament der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gehörte Funke nicht an. Mitglied dort war in der abgelaufenen Legislaturperiode der ehemalige Bürgermeister von Rüdersdorf und Landtagsabgeordnete Andre Schaller (CDU). Doch der Kommunalexperte erhielt bei der Listenaufstellung seiner Partei nur den hinteren Platz 25. Er wird dem nächsten Landtag deswegen wahrscheinlich nicht angehören.
Ebenfalls Mitglied im evangelischen Kirchenparlament ist der SPD-Abgeordnete Erik Stohn aus Jüterbog. Der Politiker, der zu Beginn der Legislaturperiode noch Generalsekretär und Fraktionsvorsitzender war, dann in beiden Ämtern abgelöst wurde und sich nach einem schweren Autounfall als medienpolitischer Sprecher und Mitglied des RBB-Rundfunkrates neuen Respekt erwarb, kämpft in seinem Wahlkreis gegen den rechtsorientierten, parteilosen Bürgermeister von Jüterbog, Arne Raue. Ob der SPD-Listenplatz elf für ihn am Wahlabend reicht, ist eher fraglich.
Auf jeden Fall wieder im Landtag vertreten sein dürfte die Cottbuser Propsteigemeinde Sankt Maria Friedenskönigin. Denn in der wichtigsten katholischen Kirchengemeinde der Lausitz treffen sich traditionell viele engagierte Christen der Region. War es einst Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD), die dort den auf dem sicheren Listenplatz acht stehenden katholischen Landtagsabgeordneten und Gesundheitsexperten Michael Schierack (CDU) in der Sonntagsmesse traf, begegnet dieser heute dort seiner Parteifreundin Abimnwi Awemo: Die Katholikin, die gebürtig aus Kamerun stammt, bewirbt sich genau wie Schierack in einem der beiden Cottbuser Wahlkreise um ein Direktmandat im Landtag. Im Unterschied zu Schierack ist sie aber mit Listenplatz 20 nicht so abgesichert, dass sie den erstmaligen Einzug in den Landtag sicher hätte.
Während SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke als überzeugter Protestant bekannt ist, stammen aus der katholischen Kirche noch zwei andere Spitzenpolitiker: BSW-Landeschef Robert Crumbach, der nach eigenem Bekunden eine Großtante und einen Großonkel in leitender kirchlicher Position hatte, ist allerdings vor einigen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten.
AfD-Landes- und Parteichef Hans-Christoph Berndt war zu DDR-Zeiten eifriger Besucher der katholischen Jugendarbeit in Ostberlin. Als er kürzlich im Fernsehduell des RBB gefragt wurde, was für ihn als Katholiken Nächstenliebe bedeute, gab er zur Antwort, zunächst für das eigene Volk da sein zu wollen. Was sich doch von der Definition des Begriffes unterscheidet, wie ihn die Brandenburger Kirchen pflegen.