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Kirchen: Weitere Eskalation in Nahost verhindern

Vor dem ersten Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel haben die beiden großen Kirchen in Deutschland vor einer weiteren Eskalation des Nahostkonflikts gewarnt. Mit dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel am vergangenen Dienstag habe der Konflikt eine neue Stufe erreicht, erklärten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz am Freitag.

„Wir bitten Gott inständig um Frieden für diese schwer gezeichnete Region, die Juden, Christen und Muslimen heilig ist“, erklärten die Kirchenvertreter. „Wir hoffen und beten, dass die Waffen auf allen Seiten zum Schweigen kommen, dass Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden und die Geiseln nach Hause kommen.“ Man dürfe sich nicht abfinden „mit dem massenhaften Sterben, mit Terrorismus und Gewalt“.

Die Evangelische Kirche von Westfalen rief dazu auf, eine weitere Eskalation des Krieges im Nahen Osten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. Die derzeit bei den verantwortlichen Akteuren vornehmlich geltende Logik von Hass, Gewalt und Vergeltung müsse überwunden werden, erklärte der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, am Freitag in Bielefeld. „Ein Leben in Frieden und Sicherheit, nach dem die große Mehrheit der Menschen auf allen Seiten sich sehnt, ist nicht ohne die Bereitschaft zu Verständigung und Kompromissen zu erreichen.“

In ihrer Stellungnahme zum ersten Jahrestag des Überfalls der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober bekundete die westfälische Kirchenleitung ihre „Solidarität mit den leidenden Menschen aller Konfliktparteien“. Israelis und Palästinenser seien „schwer traumatisiert“, hieß es. Nötig seien nun politische Bestrebungen zur Befreiung der Geiseln und eine Feuerpause als erster Schritt zu einem Waffenstillstand. Es müsse zudem Möglichkeiten der Begegnung zwischen den beiden Konfliktparteien geben, hieß es. Die Landeskirche wolle solche Initiativen stärken.

Auch die Nahost-Expertin Dorothee Klüppel vom katholischen Hilfswerk Misereor erinnerte daran, dass der Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 unermessliches Leid verursacht habe: „Immer noch sind über hundert israelische Geiseln in den Händen der Hamas“, sagte sie. „Die Familien der über 1.200 Opfer des Überfalls sind traumatisiert.“ Zudem habe der Krieg, den Israel seitdem gegen die Terrormiliz führt, bereits über 40.000 Menschen im Gaza-Streifen das Leben gekostet. Überall seien Menschen in der Region auf der Flucht. Zivilisten, unbeteiligte Frauen und Kinder seien die „Hauptleidtragenden der Gewalt“.

Diese schreckliche Lage müsste beendet werden, sagte die Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten bei Misereor. Deshalb müssten politische Lösungen gefunden werden, die den Forderungen nach Gerechtigkeit, Würde und Sicherheit aller in der Region entsprechen. „Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in Israel, den palästinensischen Gebieten und dem Libanon fordern wir Deutschland und Europa auf, das Engagement für ein Ende der Gewalt und Friedensverhandlungen massiv zu verstärken“, betonte Klüppel.