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Kirchen in Niedersachsen entsetzt über Anschlag in Magdeburg

Mit entsetzen haben die Kirchen in Niedersachsen auf den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt reagiert. „Der Anschlag lässt uns einfach nur fassungslos zurück“, sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, am Sonnabend. Er ist auch der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Die katholischen Bischöfe Dominicus Meier in Osnabrück und Heiner Wilmer in Hildesheim sprachen von einer „furchtbaren Gewalttat“. Der Anschlag auf friedliche Menschen so kurz vor Heiligabend sei „ein Angriff auf unsere freie Gesellschaft, der durch nichts zu rechtfertigen ist“. Die Theologen riefen zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf.

Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt, mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt gefahren. Dabei wurden vier Frauen und ein neunjähriger Junge getötet. Mehr als 200 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer, Susanne Bei der Wieden, sagte, die Amokfahrt zeige, „wie gefährdet, wie zerbrechlich unser alltägliches Leben ist. Durch Menschen, die Böses ersinnen und auch durch die Stimmungen, die daraus erwachsen“. Gerade jetzt sei Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit gefragt. „Wir dürfen uns nicht von Furcht überkommen lassen.“ Furcht führe oft dazu, dass unüberwindbare Gräben aufgeworfen werden zwischen Menschen, zwischen Religionen, auch zwischen Parteien. Dieses Wissen rufe zur Verantwortung: „Dass wir alles dafür tun, die Spaltungen in unserer Gesellschaft nicht weiter zu vertiefen.“

Am Samstagabend haben tausende Magdeburger bei einem Trauer- und Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom sowie auf dem Domplatz der Opfer des Anschlags gedacht. Um 19.04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat, läuteten zudem alle Kirchenglocken der Stadt. Zu der Trauerfeier im Dom waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Brandenburg, Reiner Haseloff (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), sowie die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) gekommen.