Hamburg. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Hamburg hat Erzbischof Stefan Heße aufgefordert, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung sein Amt ruhen zu lassen. Er solle so lange auf sein Bischofsamt verzichten, bis die Vorwürfe aus seiner Amtszeit als Personalverantwortlicher im Erzbistum Köln vollständig geklärt sind, heißt es in einem Beschluss der Verbandsversammlung: “Unser Erzbischof darf sich auch einer Veröffentlichung der Studie der Münchener Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl nicht länger in den Weg stellen, um eine Aufklärung der Missbrauchsfälle in Köln zu ermöglichen”, erklärte BDKJ-Diözesanvorsitzende Joana Düvel.
Die bisher unveröffentlichte, vom Erzbistum Köln beauftragte Studie wirft Heße laut Medienberichten vor, in seiner Zeit als Personalchef in Köln Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Heße hatte die Anschuldigungen seit Bekanntwerden im September stets zurückgewiesen. Das Erzbistum Köln hatte er kurz vor der geplanten Veröffentlichung der Studie auf eine mögliche Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte aufmerksam gemacht und auch juristische Schritte nicht ausgeschlossen.
Neues Gutachten
Inzwischen hat das Erzbistum Köln ein neues Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in Auftrag gegeben, das bis zum 18. März vorliegen soll. Heße ist seit 2015 Erzbischof von Hamburg und war zuvor ab 2006 Personalchef und von 2012 bis 2015 Generalvikar im Erzbistum Köln.
Heße wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Forderung des BDKJ äußern. Der Erzbischof habe bereits den Vatikan über die Vorwürfe gegen seine Person informiert, sagte sein Sprecher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Entscheidung über seinen Verbleib im Amt liege nun in Rom. Heße arbeite konstruktiv mit den Autoren eines neuen Gutachtens zusammen. Auch sei es nicht richtig, dass er einer Veröffentlichung der Münchener Untersuchung entgegenwirke.
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Der BDKJ Hamburg forderte alle katholische Bischöfe auf, ihre Schuld eindeutig zu bekennen und persönliche Verantwortung zu übernehmen. “Bis heute hat kein deutscher Bischof wegen des Missbrauchsskandals Konsequenzen gezogen”, kritisierte Düvel. “Wir können unsere Kirche erst erneuern, wenn sich unsere Amtsträger endlich ihrer Verantwortung stellen.”