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Hoffnungsbotschaft im Kreuztod

In ihren Karfreitagspredigten haben die leitenden Geistlichen in Bayern an die Hoffnungsbotschaft im Kreuztod von Jesus Christus erinnert. Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp sagte in der Münchner Matthäuskirche laut Manuskript: „Aus einer Mordgeschichte wird eine Erzählung der Liebe und Hoffnung.“ Münchens katholischer Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sagte laut einer Mitteilung im Münchner Liebfrauendom, der Kreuztod Jesu sei ein „Wendepunkt, der uns neu hoffen lässt.“ Am Karfreitag erinnern Christen in aller Welt an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und laut biblischer Überlieferung am dritten Tage von den Toten auferstanden ist.

„Am Karfreitag bringen wir das Leid der Menschen in der Welt vor Gott“, sagte Kopp. „Im Sudan. In den Slums von Südamerika. Afrika. Die Menschen in Europa, die in Armut leben. Ich schaue nach Kiew oder nach Kursk oder nach Charkiw.“ Wie könne so viel Aggression und Hass sein, fragte Kopp. Der Karfreitag sei ein Tag der Vergewisserung und des Trostes. „Ich erinnere mich an das große Leid. Und lasse mich stärken.“ Denn das Dunkel werde nicht für immer bleiben, die Liebe komme hinein: „Gott gibt uns die Kraft, auf den Tod zu schauen.“ Das sei die Karfreitagshoffnung. „Das Leben hat mehr Kraft als der Tod.“ Nach Karfreitag werde der Ostertag kommen – also die Auferstehung Jesu.

Marx warnte in seiner Predigt davor, einen scheinbar abwesenden Gott durch Verschwörungstheorien, Nationalismen oder Herrschaftsfantasien zu ersetzen. Eine vollkommene Welt, eine Politik, die alle Probleme löse, eine Wissenschaft, die alles Leiden beseitige – „das ist ein Irrweg. Denn: Wir sind nicht Gott“. Die Gesellschaft dürfe nicht beim Tod Gottes, der sich mit dem Sterben Jesu am Kreuz vollziehe, stehen bleiben, mahnte er. Marx: „Es wäre eine Leerstelle, wenn es nur beim Karfreitag bliebe. Solange der Horizont Gottes sichtbar bleibe, “solange sind wir auch vor der Versuchung gefeit, die scheinbare Leerstelle auszufüllen mit uns selbst, unseren Ideen und unseren Ideologien”.

Die evangelische Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern erinnerte in ihrer Karfreitagspredigt an die Zusammengehörigkeit aller Menschen. Sie forderte die Menschen dazu auf, „unseren Muskel der Gemeinschaft“ zu trainieren und die „Herzen füreinander zu öffnen“. Das könne „ein neues Miteinander stärken“ und den „Kräften des Unfriedens und der Entzweiung“ die Stirn bieten, sagte sie in der Nürnberger Lorenzkirche. In Deutschland wachse die Unzufriedenheit und es drohe eine Spaltung. Dagegenzuhalten koste Kraft. Sie schlug daher als „tägliches Warm-up“ Verantwortung für die Mitmenschen und als „Dehnprogramm“, Empathie, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft vor.

Einer der beiden Regionalbischöfe von Schwaben-Altbayern, Thomas Prieto Peral, wies in der Himmelfahrtskirche in Pasing auf die Ambivalenz der Johannespassion von Johann Sebastian Bach hin. Juden würden darin – weil der Text des Johannesevangeliums in einer Zeit scharfer Konflikte zwischen den ersten Christen und der jüdischen Gemeinde entstanden sei – pauschal als blutrünstige Menge beschrieben. Er forderte Christinnen und Christen auf, sich nicht von „Parolen des Hasses“ manipulieren zu lassen: „Steht ein für Gerechtigkeit, für Wahrheit, für die Liebe.“ Bachs Passion nicht mehr aufzuführen, sei keine Lösung. Stattdessen müsse das Werk bei jeder Aufführung reflektiert werden. (1350/18.04.2025)