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“Gegen alles, was Menschen ausmacht” – Erschütterung über Todesfahrt

Erschütterung nach der Schreckenstat: Mit dem Auto in eine Menschenmenge zu rasen, sei unmenschlich, sagt Freiburgs Erzbischof Burger. Dennoch: Die Bürger Mannheims sollten zusammen die “Offenheit ihrer Stadt bewahren”.

Auch einen Tag nach der Todesfahrt in der Mannheimer Fußgängerzone ist das Entsetzen über den Vorfall groß. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erklärte am Dienstag: “Mit dem Auto in eine Menschenmenge zu rasen und so andere Menschen zu töten oder zu verletzen, verstößt gegen alles, was uns als Menschen ausmacht.”

Am Montag war ein Auto mit sehr hoher Geschwindigkeit in eine Gruppe von Menschen auf der Haupteinkaufsstraße “Planken” gefahren. Dabei wurden zwei Personen tödlich und mehrere Personen schwer verletzt. Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen handelt sich laut dem baden-württembergischen Innenministerium um einen 40-jährigen Deutschen aus Rheinland-Pfalz, der in Ludwigshafen wohnt.

Ein Polizeisprecher sagte am Montagabend, die Tat habe nach bisherigen Erkenntnissen keinen politischen Hintergrund. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft erläuterte, man habe “konkrete Anhaltspunkte auf eine psychische Erkrankung des Täters”. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen zweifachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs.

“Was am Montag passiert ist, macht mich fassungslos und lässt mich wütend zurück”, betonte der Bischof und fügte hinzu: “Mannheim erlebt wieder schwarze Stunden.” Ende Mai 2024 hatte ein in Deutschland lebender Afghane nur wenige hundert Meter entfernt auf dem Marktplatz bei einer Kundgebung mehrere Menschen angegriffen. Ein Polizist starb, der Prozess gegen den mutmaßliche Täter hat gerade in Stuttgart begonnen.

Burger sagte mit Blick auf die mutmaßliche Amokfahrt von Mannheim, er bete für die Verstorbenen und die Verletzten. “Für die Bürgerinnen und Bürger von Mannheim hoffe ich, dass sie weiter zusammenstehen und die Offenheit ihrer Stadt bewahren.”

Für den heutigen Dienstag ist um 17.30 Uhr eine ökumenische Andacht in der “CityKirche Konkordien” in Mannheim geplant, an der neben dem Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und der evangelischen Landesbischöfin Heike Springhart auch Erzbischof Burger teilnehmen wird.

Springhart hatte am Montagabend erklärt: “Auch wenn wir noch nicht alle Umstände kennen, ist deutlich: Wieder wurden unschuldige Menschen durch eine sinnlose Tat verletzt und in Angst und Schrecken versetzt.” Specht sprach von einem “schwarzen Tag” für Mannheim.

Die ökumenische Andacht mit Musik, Gebet und dem Entzünden von Kerzen gestalten die evangelische Dekanstellvertreterin Anne Ressel und der katholische Dekan Karl Jung. In Anlehnung an einen biblischen Psalmtext lautet der Titel “Unter dem Schatten deiner Flügel suchen wir Zuflucht”.

In einer Erklärung der Mannheimer Dekane hieß es, was in der Innenstadt geschehen sei, “erschüttert und verstört zutiefst”. Wenn die Straßen der Stadt nun stiller seien als sonst, “sollte es nicht still um die sein, die Trost suchen”. Deshalb seien mehrere Kirchen geöffnet und böten “Raum für Gebet, für Stille, für das Entzünden von Kerzen, für alles, was gesagt oder einfach nur gefühlt werden will”.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf der Plattform X unter #mannheim: “Unsere Gedanken sind bei den Verletzten, ihren Angehörigen und allen Betroffenen dieses schrecklichen Ereignisses”.