Die Fragen stellte Amet Bick
Wie war Ihr erster Eindruck von Afrika?Ich war 2003 zum ersten Mal dort, und zwar in Swasiland. Mich hat tief beeindruckt, wie begeistert die Menschen Gottesdienst gefeiert haben und wie der christliche Glaube die Menschen durch ihren in unseren Augen schweren Alltag trägt. Es gab kein fließendes Wasser, keinen Strom, aber die Leute dort kannten es ja nicht anders. Seitdem ist Swasiland meine „erste Liebe“ in Afrika.
Welches Bild von Afrika begegnet Ihnen hier in Deutschland?Es gibt zwei verschiedene Bilder. Da ist einmal der dunkle Kontinent, heimgesucht von Dürre, Bürgerkrieg, Hunger und anderen Katastrophen. Das ist das Afrika, das in den Medien auftaucht, das Schlagzeilen macht. Ein anderes Bild ist: Die Menschen in Afrika sind zwar arm, aber glücklich. Aber beide Bilder stimmen nicht.
Wie sieht denn die Realität aus?Wer kann die schon beschreiben? Es gibt für die meisten Menschen ein ganz normales Leben, einen ganz normalen Alltag. Wenn die Grundbedürfnisse abgesichert sind – sauberes Wasser, Essen, Unterkunft, Gesundheitsfürsorge, Bildung – dann sind die Leute dankbar. Leider ist das in einigen Ländern nicht der Fall. Im Übrigen gehört es ganz und gar nicht zur Kultur in Afrika, über Schwierigkeiten zu reden oder öffentlich zu klagen. Über die Deutschen weiß man dort allerdings, dass sie gern klagen, und zwar auf hohem Niveau.
Warum gibt es so viele Klischees über den Kontinent Afrika?Ich reagiere schon allergisch, wenn Afrika wie so oft als einheitliches Ganzes gesehen wird. Dort gibt es so viele verschiedene Länder, Kulturen, Völker. Das ist in Europa ähnlich. Portugal hat mit der Ukraine auch nicht viel gemeinsam, auch wenn beide zu Europa gehören.
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