Korruption und bewusste Falschabrechnungen im Gesundheitswesen haben bei Betriebskrankenkassen (BKK) in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland einen Schaden von rund 1,2 Millionen Euro verursacht. Die Schadenssumme aus den Jahren 2022 und 2023 habe vom BKK-Landesverband Nordwest erfolgreich zurückgeholt werden können, teilte der Verband am Montag in Essen mit. Betroffen waren demnach neben NRW auch Betriebskrankenkassen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Ein Ermittlerteam des BKK-Landesverbandes hat den Angaben zufolge in den letzten beiden Jahren über 450 Fälle aus den Bereichen Arznei- und Verbandmittel, ärztliche Leistungen, häusliche Krankenpflege, Heil- und Hilfsmittel und Pflegesachleistungen bearbeitet. 2022 und 2023 seien 141 Fälle neu hinzugekommen, 129 konnten abgeschlossen werden. Von den Neufällen habe man 16 bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt, hieß es.
Der Vorstand des BKK-Landesverbandes Nordwest, Dirk Janssen, beklagte Engpässe bei der Bekämpfung von Abrechnungsbetrug durch „oftmals überlastete Staatsanwaltschaften“. Es könne nicht sein, dass Ermittlungen zu massiven Betrugsfällen sich teils Jahre hinzögen oder trotz „klarer Faktenlage“ eingestellt würden. Die Innenministerien der Bundesländer sollten die notwendigen Kapazitäten bereitstellen und qualifizierte Schwerpunktstaatsanwaltschaften einrichten, verlangte Janssen.
Der Landesverband hat nach eigenen Angaben eine „Fehlverhaltensbekämpfungsstelle“ eingerichtet, die für alle Betriebskrankenkassen in ihrem Gebiet auch aktiv bei der Rückholung von missbräuchlich verwendeten Versichertengeldern mitwirkt.