Berlin/Düsseldorf/Köln (epd). Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt sollen die Märkte in der Bundeshauptstadt am Dienstag geschlossen bleiben. Wie das Bundesinnenministerium nach einer Telefonschaltkonferenz der Ressortchefs aus Bund und Ländern am Dienstag mitteilte, habe Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Betreiber gebeten, auf eine Öffnung zu verzichten. Dies solle aus Gründen der Rücksichtnahme auf die Opfer und deren Angehörige geschehen.
Generell habe zwischen den Innenministern aber Einigkeit darüber bestanden, dass Weihnachtsmärkte und andere Großveranstaltungen weiter stattfinden sollen, hieß es in der Mitteilung weiter. Vor Ort solle über «lageangepasste und angemessene» Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit entschieden werden. Egal, was über die Hintergründe noch zu erfahren sei, «wir dürfen und wir werden uns unser freiheitliches Leben nicht nehmen lassen», erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).
Am Montagabend war ein Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gefahren. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf zwölf gestiegen. 48 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Polizei sprach am Dienstagmorgen von einem «vermutlich terroristischen Anschlag».
Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat wegen des Anschlags in Berlin Trauerbeflaggung angeordnet. «Wir sind mit unseren Gedanken in Berlin», erklärte Jäger am Dienstag in Düsseldorf. «Unsere Anteilnahme gilt den Opfern dieses schrecklichen Anschlags und deren Angehörigen.» Die Trauerbeflaggung gilt für alle Dienstgebäude des Landes und der Gemeinden.
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ordnete Trauerbeflaggung an. An allen Bundesbehörden sowie ihren Geschäftsbereichen sollen die Fahnen als Zeichen der Anteilnahme am Dienstag auf Halbmast hängen, teilte das Ministerium mit.
Ermittler gingen davon aus, dass der Lastwagen vorsätzlich in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gesteuert wurde, hieß es weiter. Am Montagabend hatten sich Polizei und Sicherheitsexperten zunächst vorsichtig geäußert und betont, neben einem Anschlag sei auch ein Unfall möglich.
Wie es von der Polizei weiter hieß, steuerte der tot im Lastwagen aufgefundene Mann nicht den Sattelschlepper. Bei ihm handele es sich um einen polnischen Staatsbürger. In Medienberichten hieß es, der Lastwagen sei möglicherweise in Polen gestohlen worden beziehungsweise es habe seit Montagnachmittag keinen Kontakt mehr zum Fahrer gegeben.
Der Lastwagen war am Montagabend kurz nach 20 Uhr auf den auch bei Touristen beliebten Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Er riss Bretterbuden mit sich und begrub zahlreiche Menschen unter sich.
Der mutmaßliche Fahrer war zunächst geflüchtet, kurze Zeit später wurde in der Nähe aber ein Verdächtiger festgenommen. Zur Nationalität des Mannes wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Bundespräsident Joachim Gauck und Vertreter von Bundesregierung und Berliner Senat äußerten sich entsetzt und schockiert über den Vorfall. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und weitere Vertreter des Senats waren umgehend zum Unglücksort geeilt.
Für Dienstagmittag wurde eine Pressekonferenz angekündigt, auf der weitere Einzelheiten mitgeteilt werden sollten.
Unterdessen hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland den Angehörigen der Opfer der Gewalttat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt seine Solidarität versichert. «Unser tief empfundenes Mitgefühl und unser Beileid gilt allen, die ihre Liebsten bei dieser Schreckenstat verloren haben», erklärte der Vorsitzende Aiman Mazyek am Dienstag in Berlin. Die Tat erinnere an die Attentate von Brüssel, Paris und Istanbul, «was uns Muslime zutiefst betroffen macht». Mazyek: «Den Mörder dieser entsetzlichen Tat müsse die volle Härte unserer Gesetze treffen.»
«Tiefe Bestürzung und unendlicher Schmerz befällt uns angesichts der Tatsache, dass so viele unserer unschuldigen Bürger diesem Wahnsinn zum Opfer fielen», fügte Mazyek hinzu: «Wir stehen in dieser schweren Zeit fest und solidarisch an der Seite unseres Landes. Wir beten für Deutschland und Berlin.» In den nächsten Tagen würden in den Gottesdiensten vieler Moscheen die Opfer, Verletzten und deren Angehörigen in die Gebete mit aufgenommen werden. «Wir rufen zu gemeinsamen Mahnwachen mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften auf», erklärte Mazyek.