Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche haben in Berlin die zentralen Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 begonnen. „80 Jahre Frieden hierzulande – das ist wahrhaft Anlass zum Dank“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Zugleich dürfe man nie die Millionen Kriegstoten vergessen und das unfassbare Leid der Jüdinnen und Juden damals. Der Dank gelte den Befreiern und jenen, die in den aktiven Widerstand gingen und oft ihr Leben lassen mussten.
Man könne an die Zeitenwende von damals jedoch nicht dankbar erinnern, ohne die heutigen Herausforderungen anzuschauen und vor allem anzugehen: “Gerechtigkeit und Erbarmen – diese Grundhaltungen gelingenden Zusammenlebens sind 80 Jahre danach dringlicher denn je.” Bätzing verwies auf die biblische Bergpredigt: “Selig sind die Sanftmütigen, die Friedensstifter. Mit dieser Botschaft ist sehr wohl Staat zu machen und Gesellschaft zu gestalten. Dem verdanken wir all das Gute bisher, dem gilt es, Raum zu schaffen.”
Fassungslosigkeit bleibt
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, betonte, die Trauer angesichts der Opfer bleibe: “Fassungslosigkeit und Entsetzen bleiben. Auch nach 80 Jahren. Die Toten klagen an. Die Überlebenden haben uns ihr Erinnern anvertraut – wir hören es mit erschüttertem Herzen.” Zugleich müsse man das Wunder sehen, dass danach möglich wurde: “Ein gemeinsames, demokratisches Europa, ein Europa, das trotz vieler Differenzen zusammenhält.”
An dem Gottesdienst, der durch jüdische Musik geprägt war, nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Nuntius Nicola Eterovic, die Berliner Bischöfe sowie Vertreter aus Großbritannien, Polen und Österreich teil. Im Anschluss war eine Kranzniederlegung der Staatsspitze an der Neuen Wache vorgesehen und am Mittag (12.30 Uhr) eine Gedenkstunde im Bundestag geplant. Nach Angaben aus dem Bundespräsidialamt wollte Steinmeier dort in einer etwa 25-minütigen Ansprache auch auf Rufe nach einem Schlussstrich unter die deutsche NS-Vergangenheit eingehen.
Unsagbare viele Opfer
Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Das mit Deutschland verbündete Japan kapitulierte am 15. August, nachdem die USA Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten. Insgesamt kamen im Laufe des von Deutschland entfesselten Krieges mehr als 60 Millionen Menschen ums Leben. Die Verbrechen des NS-Regimes gipfelten in dem Versuch, jüdisches Leben komplett auszulöschen. Dem Holocaust fielen rund sechs Millionen Juden zum Opfer.