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Zahl der Suizide im Norden deutlich gestiegen

Im vergangenen Jahr sind 10.119 Menschen in Deutschland durch Suizid gestorben. Mit einem prozentualen Anstieg um 9,8 Prozent sei dies der stärkste Anstieg in einem Jahr seit 1980, heißt es in der Statistik des Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) und der Deutschen Akademie für Suizidprävention (DASP). Damit liege die Anzahl der Suizide erstmals seit 2015 wieder über 10.000, wie das NaSPro am Mittwoch mitteilte. Über 100.000 Menschen unternahmen im Jahr 2022 einen Suizidversuch. Noch immer würden in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen sterben, hieß es.

Die Entwicklung des Suizidgeschehens in Deutschland werde anhand der Anzahl der Suizide pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner erfasst. Im Bundes-Durchschnitt sei diese Suizidziffer gegenüber dem Vorjahr von 11,1 auf 12,1 im Jahr 2022 gestiegen. Im Ländervergleich erreichte Sachsen mit 17,2 die höchste Suizidrate, die niedrigste hatten Bremen und Nordrhein-Westfalen (jeweils 9,0). In den Nordländern ist die Selbstmordrate laut Bericht überdurchschnittlich hoch: Im vergangenen Jahr lag die Suizidziffer in Schleswig-Holstein bei 14,3, in Mecklenburg-Vorpommern bei 13,9 und in Hamburg bei 13,7. Den stärksten Anstieg der Suizidraten in 2022 verzeichneten Brandenburg und Hamburg (um jeweils 2,4) und Schleswig-Holstein (um 2,3).

Laut Bericht betrug der Anteil der Männer an Suiziden mehr als 74 Prozent. Dabei steige die Suizidrate mit dem Alter: Fast drei Viertel aller Suizide (73,4 Prozent) entfallen auf Menschen über 50 Jahren. Die Anzahl der Suizide bei jungen Menschen bleibe niedrig. Laut Bericht gibt es keinen Hinweis auf vermehrte Suizide junger Menschen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.

Assistierte Suizide würden in der Bundes-Statistik nicht gesondert ausgewiesen. So sei offen, ob der Anstieg der Suizide durch Medikamente auf 1.440 Fälle in Zusammenhang mit dem assistierten Suizid steht, hieß es.

Die Entwicklung des Suizidgeschehens erfordere „dringend eine umfangreiche finanzielle Förderung der Suizidprävention“, sagte NaSPro-Leiter Reinhard Lindner. Zudem sei für die wirkungsvolle Suizidprävention eine schnellere Verfügbarkeit der Suizidzahlen erforderlich, hieß es. Georg Fiedler, Geschäftsführer der Deutschen Akademie für Suizidprävention, forderte angesichts der fehlenden Dokumentation assistierter Suizide „ein verbindliches Register und eine zeitnahe Veröffentlichung der Fälle der Todesursache Suizidassistenz“.