An Weihnachten gehen wieder zahlreiche Menschen zur Kirche, die sonst nicht in einen Gottesdienst kommen. Doch viele sind unsicher, wie sie sich dort verhalten sollen, weil sie mit den kirchlichen Gepflogenheiten nicht vertraut sind. Der Evangelische Pressedienst (epd) hat einige Fakten und Hintergründe dazu zusammengestellt.
Ich bin aus der Kirche ausgetreten. Kann ich trotzdem an Weihnachten in die Kirche gehen?
Ja, denn Gottesdienste sind grundsätzlich öffentliche Veranstaltungen, betont Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen, Referentin am Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik in der Fortbildungsstätte Michaeliskloster in Hildesheim. Auch wer nicht oder nicht mehr Mitglied einer Kirche ist, kann selbstverständlich eine Kirche betreten oder einen Gottesdienst besuchen.
Ich bin nicht getauft, möchte aber trotzdem an einem Weihnachtsgottesdienst teilnehmen? Geht das?
Ja. Es gibt keine Zugangsvoraussetzung. Egal, ob getauft oder nicht – zu Gottesdiensten rund um Heilig Abend und die Weihnachtsfeiertage und auch sonst stehen allen Menschen die Kirchentüren offen.
Muss ich am Ausgang Geld spenden?
Nein. Alle Spenden sind freiwillig. Jeder und jede darf etwas geben, soviel er oder sie kann oder möchte. Die Kollekten, die am Ausgang oder im Klingelbeutel gesammelt werden, sind meist für soziale Zwecke. Manchmal geht es dabei um Projekte in der eigenen Region. Rund um Weihnachten wird mit dem gesammelten Geld oft das Hilfswerk „Brot für die Welt“ unterstützt. Der Unterhalt der Kirche und das Gehalt des Pastors oder der Pastorin sind von den Kollekten nicht berührt. Diese werden durch die Kirchensteuer gesichert.
Was tue ich, wenn ich mich in der Kirche fremd fühle?
Wenn ich mich an einem Ort fremd fühle, spreche ich andere an, die sich dort auskennen. Und das ist auch in Kirchen möglich. Es gibt bei Gottesdiensten immer ein Team von Menschen, die gern ansprechbar sind und auch Programmhefte oder Ablaufzettel haben, um sich zurechtzufinden und mitfeiern zu können.
Muss ich beim Kirchgang gut gekleidet sein?
Jeder Mensch ist im Gottesdienst und in der Kirche willkommen, genauso wie er oder sie ist – da muss sich niemand verbiegen. Früher zogen sich die Menschen besonders festlich an. Heute kann jeder und jede selbst entscheiden, wie er oder sie gesehen werden will und worin man sich wohlfühlt – das ist wie im übrigen Leben.
Muss ich in der Kirche aufstehen, wenn alle aufstehen?
Alles, was in Gottesdiensten passiert, ist freiwillig, betont Pastorin Rabe-Winnen. Auch das Aufstehen. Manche können oder wollen das nicht. Sie bleiben dann einfach sitzen.
Ich bin nicht gläubig und suche eher die feierliche Advents- und Weihnachtsstimmung. Muss ich bei Gebeten die Hände falten und mitbeten?
Auch hier gilt: Alles, was in gottesdienstlichen Feiern geschieht, ist freiwillig. Laut Martin Luther ist der Gottesdienst ein Gespräch zwischen Gott und den Menschen: Gott spricht zur Welt und die Menschen antworten mit Gesang und Gebet. In welcher Form die Teilnehmenden beteiligt sind und dies ausdrücken, bestimmt jede Person selbst. Niemand muss beten, nur weil andere es gerade tun. Und in welcher Haltung man betet – mit Gesten oder innerlich ohne Gesten – entscheidet auch jeder und jede selbst.
Darf jeder zum Abendmahl gehen?
Aus evangelischer Perspektive ja. Alle, die getauft sind und einer christlichen Kirche angehören, sind zum Abendmahl eingeladen – das gilt auch für Kinder. Menschen, die nicht getauft sind oder keiner Kirche angehören, werden nach Angaben der evangelischen Landeskirche Hannovers nicht abgewiesen. Die Kirche betrachte ihre Teilnahme dann als Schritt in die christliche Gemeinschaft hinein, erläutert Pastorin Rabe-Winnen. Wer das Abendmahl nicht mitfeiern möchte, bleibt einfach sitzen.
Darf jeder zur katholischen Eucharistie gehen?
Die katholische Eucharistie, auch Kommunion genannt, richtet sich nach Angaben des Bistums Hildesheim im Regelfall an katholische Christinnen und Christen. Wer nicht katholisch ist und die Kommunion dennoch empfangen möchte, sollte vor dem Gottesdienst mit dem Priester sprechen, der die Messfeier leitet. Es ist in Ausnahmen möglich, als Nicht-Katholik die Kommunion zu empfangen.
Gibt es No-Gos in der Kirche?
Die eigenen Freiheiten enden bei den Grenzen anderer Menschen: Für viele Menschen sind Kirchen besondere Orte, an denen sie ihren Glauben leben oder Stille und Besinnung suchen. Daran sollte sich das eigene Verhalten orientieren. Wie bei anderen größeren Veranstaltungen gilt auch für Gottesdienste: Mobiltelefone auf lautlos stellen. Und Rauchen ist natürlich, wie gesetzlich in Deutschland auch andernorts, in Kirchen nicht erlaubt.