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Waldfläche in Deutschland nimmt leicht zu – Klimaziele verfehlt

Mehr Waldfläche, mehr Laub- und Mischwälder – Die neue Bundeswaldinventur zeigt durchaus positive Ansätze in der Forstpolitik. Ein großes Ziel verfehlt der Wald hingegen.

Der deutsche Wald ist gewachsen. In den vergangenen Jahren nahm die bewaldete Fläche in der Bundesrepublik leicht um 15.000 Hektar zu; damit sind 11,5 Millionen der knapp 36 Millionen Hektar der Bundesrepublik mit Wald bedeckt, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Bundeswaldinventur hervorgeht. Die größte Waldfläche befindet sich demnach mit rund 2,6 Millionen Hektar in Bayern, anteilig ist die Waldfläche in Rheinland-Pfalz und Hessen mit jeweils 43 Prozent der Gesamtfläche am größten.

Etwa 52 Prozent der Bäume sind Nadelbäume, darunter vor allem Kiefern (22 Prozent) und Fichten (21 Prozent). Gestiegen um sieben Prozent ist der Anteil der Laubbäume, die nun die restlichen 48 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Der Anteil an Mischwäldern, in denen Nadel- und Laubbäume zusammenstehen, ist um zwei Prozent auf 79 Prozent gestiegen. 21 Prozent sind demnach reine Laub- oder Nadelwälder. Zudem sind die Bäume langlebiger geworden: So habe sich das Durchschnittsalter seit 2012 um fünf Jahre auf 82 Jahre erhöht. Derzeit sei knapp ein Drittel der Waldbäume über 100, ein Fünftel sogar über 120 Jahre alt.

Zwar sei die Zunahme von Laubbäumen und Mischwäldern ein gutes Zeichen für die Artenvielfalt und gegen den Klimawandel, so das Bundeslandwirtschaftsministerium, das den Inventurbericht veröffentlicht. Dennoch trage der Wald bislang nicht zur erwarteten Speicherung des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bei. So habe sich der Kohlenstoffvorrat im Wald seit 2017 um 41,5 Millionen Tonnen auf knapp 1,2 Milliarden Tonnen verringert. Damit sei der Wald erstmals seit Jahrzehnten wieder von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden, warnte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). “Es braucht Geduld und Ausdauer, um dies durch den Umbau der Wälder wieder umzukehren.”

Wenig geändert hat sich hingegen an den Eigentumsverhältnissen: Weiterhin ist mit 48 Prozent rund die Hälfte der deutschen Waldfläche in Privatbesitz. Die Bundesländer besitzen wie schon vor 10 Jahren 29 Prozent der Waldfläche. Der Anteil am Staatswald im Eigentum des Bundes ist um ein Prozent auf nun drei Prozent gesunken, gestiegen hingegen der Waldbesitz von Körperschaften wie Kommunen und Stiftungen von 19 auf 20 Prozent.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium führte die Waldvermessung zum vierten Mal durch. Dafür haben den Angaben zufolge im Jahr 2022 etwa 100 Inventurtrupps bundesweit an rund 80.000 Stichprobenpunkten Daten gesammelt sowie über 520.000 Bäume vermessen. Der nächste Inventurbericht ist für das Jahr 2034 vorgesehen.