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Viele Apparate, aber wenig Zeit für Patienten

Marshal Lungun ist Arzt in Indien und hat in Berlin den Medizinbetrieb kritisch beobachtet.

Von Monika Herrmann

Seinen Kollegen hat er jetzt viel zu erzählen: von Berlin, von der ärztlichen Versorgung, der Apparatemedizin und den Menschen, denen Marshal Lungun in den vergangenen Wochen begegnet ist. Die Gossner Mission hat es möglich gemacht, dass der Allgemeinmediziner aus dem indischen Ranchi im diakonischen St.-Elisabeth-Krankenhaus hospitieren und lernen konnte. „Ich war natürlich sehr neugierig auf den ganzen Krankenhausbetrieb, auf Diagnosegeräte, Behandlungsmethoden und darauf, wie so ein Krankenhaus in Deutschland überhaupt funktioniert“, sagt der 46-jährige indische Arzt bei Kaffee und Keksen. Er ist Doktor der Medizin und arbeitet sonst in einer Klinik in der Provinzhauptstadt Ranchi im Nordwesten Indiens. Viele arme Menschen leben dort. Lungun erzählt, dass er selbst in Armut aufgewachsen sei, „in einem Dorf im Dschungel, in dem die Leute Jahr für Jahr an Malaria erkrankten“. Er selbst war betroffen und deshalb beschloss er, etwas dagegen zu tun. „Ich wollte, dass das aufhört.“Nach dem Abitur studierte er zunächst Biologie, später dann Medizin. 1996 promovierte Lungun „zum Doktor der Allgemeinmedizin“. Seine erste Anstellung als junger Arzt fand er im Barnabas-Hospital in Ranchi, einer Einrichtung der nordindischen evangelischen Kirche. Bis heute arbeitet er dort. Zusammen mit Kollegen gründete er die Gruppe „Health Care Society“, ein mobiles Ärzte-Team, das auf die Dörfer fährt und die Menschen dort behandelt. „Aber nicht nur das. Wir arbeiten auch präventiv, geben Tipps, wie sie sich gesünder ernähren können, damit diverse Krankheiten gar nicht auftreten“, sagt Lungun.

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