Wer sich in diesen Tagen zu Verwandten oder zum nächsten Weihnachtsmarkt aufmacht, stellt fest: An vielen Bahnhöfen haben sich die Preise für den Toilettenbesuch deutlich erhöht. Welche günstigeren Möglichkeiten gibt es?
Umsteigen kann mit längeren Aufenthalten an Bahnhöfen verbunden sein – und so mancher nutzt die Pause zu einem Besuch der öffentlichen Bahnhofstoilette. Oder man geht schnell noch einmal dorthin, um sich danach umso gelassener in den städtischen Weihnachtsrummel stürzen zu können.
Wer dies in der Vorweihnachtszeit etwa in Stuttgart unternimmt, muss feststellen: Die Preise haben sich erhöht. Statt 1 Euro kostet der Besuch der Toilette jetzt 1,50 Euro – also 50 Prozent mehr als vorher. Genau so ist es an den Hauptbahnhöfen in München, Berlin, Frankfurt am Main, Mannheim, Essen und Köln.
Eine Sprecherin des Unternehmens Hering Sanikonzept in Burbach, das für einen Großteil der öffentlichen Toiletten an deutschen Bahnhöfen verantwortlich ist, erklärte auf Nachfrage, das Nutzungsentgelt in den betriebenen “rail&fresh-WC-Anlagen” in Bahnhöfen sei seit mehr als 15 Jahren stabil bei einem Euro gehalten worden. Man habe aber nun “auf Preissteigerungen der vergangenen Jahre für Löhne und Gehälter, Wasser und Abwasser sowie Nebenkosten reagieren” müssen.
Das Geld kommt demnach den Putzkräften zugute: Für die Reinigungskräfte und andere Mitarbeiter zahle das Unternehmen “tarifliche und übertarifliche Löhne”. Kinder bis 12 Jahre dürften die Toilette an “personengebundenen Standorten” – und entsprechend auch in Stuttgart – kostenlos benutzen.
Die Instandhaltung der Toiletten sei teuer: Pro WC-Anlage wurden Investitionen von bis zu 1,2 Millionen Euro in den vergangenen Jahren getätigt, “um den Komfort und die Sauberkeit auf höchstem Niveau zu halten”, hieß es.
Kostengünstiger kann es sein, erst auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt ein Klo aufzusuchen – wie etwa in Erfurt: Über das Netzwerk “Nette Toilette” können Passanten kostenlos Toiletten in bestimmten Gaststätten benutzen, ganz ohne Verzehrzwang und ohne verzweifelte Suche nach passendem Kleingeld. Die teilnehmenden Restaurants und Cafes bekommen einen Zuschuss zwischen 60 und 100 monatlich von der jeweiligen Stadt – das ist für diese demnach deutlich billiger als die eigene Vorhaltung von öffentlichen Toiletten. Die Gaststätten hoffen so auf zusätzliche Gäste.
Ein roter Aufkleber im Eingangsbereich der Gaststätte dient als Hinweis, dass die Toilette umsonst benutzt werden kann. Über Flyer und eine Smartphone-App werden die Standorte für die “netten Toiletten” kommuniziert.
Öffentliche Toiletten sind in Deutschland rar gesät: Sie sind teuer in der Anschaffung, benötigen Platz, müssen gereinigt werden und fallen nicht selten Vandalismus zum Opfer. Finden lassen sie sich über Apps wie Toilet Finder, Toiletten Scout oder HandicapX. Dort gibt es etwa Hinweise, ob das jeweilige WC kostenlos genutzt werden kann oder ob es behindertengerecht ist.
Wer eine öffentliche Bedürfnisanstalt aufgestöbert hat, geht allerdings in der Regel nur dorthin hin, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt – nicht immer sind die Toiletten sauber. Ein Problem wird dies meist für Frauen: Männer können – ohne Körperkontakt – Pissoirs benutzen, die oft kein Geld kosten. Frauen dagegen zahlen oft 50 Cent für die Benutzung einer öffentlichen Toilettenkabine – wobei sie dann krampfhaft in einer Art gebeugter Schwebehaltung vermeiden, mit dem Klorand irgendwie in Berührung zu kommen.
Das hat in Berlin dazu geführt, als Pilotprojekt in zahlreichen Bezirken ein “Missoir” aufzustellen: Das Hockurinal für Frauen, das die Unternehmerin Lena Olvedi erfunden hat, ist ein Trockenklo, das kein Wasser verbraucht und in der Hauptstadt kostenlos angeboten wird.