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Pfarrer Helmut Kautz aus Brück ist mit Pferden und Friedensglocke nach Russland unterwegs
Von Jörg TrotzkiWenn Sie diesen Artikel womöglich am heutigen achten Sonntag nach Trinitatis lesen, dann ist er schon unterwegs, dann hat er die ersten knapp 100 Kilometer nach Russland schon geschafft. Und hat schon Berlin, Münchehofe und Ruhlsdorf hinter sich. Wer? Pfarrer Helmut Kautz aus Brück (Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg) mit seiner Pilgerschar und den Rheinisch-Deutschen Kaltblut-Pferden. Die „Titanen on Tour“ ziehen acht Planwagen und eine 70 Kilogramm schwere bronzene Friedensglocke. Ihr Motto: „Die Pferde bringen den Frieden.“Am 18. Juli war der Start dieser außergewöhnlichen Tour von Brandenburg nach Weliki Nowgorod in Russland, rund 200 Kilometer südlich von Sankt Petersburg. Eine Strecke von 2300 Kilometern wollen die Pilger bewältigen, für Anfang Oktober ist die Ankunft geplant. Am Tag schaffen Menschen und Tiere rund 35 Kilometer. „Dann brauchen wir eine Wiese, Hafer, Brot, ein Bett und einen Priester“, sagt Helmut Kautz. Für ihn ist diese Friedenstour die konsequente Fortsetzung der schon 2009 bewältigten ersten Etappe. „Es musste nach Weliki Nowgorod gehen“, sagt er, „weil die Flamen erst von Brügge nach Brück (im Hohen Fläming) und dann weiter nach Weliki Nowgorod gezogen sind, der Wiege der russischen Demokratie. Denn bevor Peter der Große Sankt Petersburg baute, war hier das neue, großartige Nowgorod.“ Pfarrer Helmut Kautz versteht seine Mission nicht nur als deutsch-russische, sondern als europäische Aufgabe. Wenn Grenzen keine Barrieren mehr sind, so der Gedanke, können Europäer näher zusammenrücken. Das Motto „Europa sind wir, Pferde bringen den Frieden“ soll deutlich machen, dass ein gemeinsames Europa bei allen Widrigkeiten im Moment eine Zukunft hat. Die „Mission“ braucht Leute wie Helmut Kautz; er ist die treibende Kraft. Der Pfarrer aus Brück versteht es sehr gut, die Menschen seiner Gemeinde für ungewöhnliche Projekte zu gewinnen, die Zeit und Anstrengung in Anspruch nehmen. Kautz selbst ist mit Pferden aufgewachsen, diese Liebe ist geblieben. In Brück sei er noch Glockenfan geworden. Und eines sei ihm natürlich wichtig, sagt er, die Friedensbotschaft von Jesus Christus zu verkünden. Nicht hinter irgendwelchen Mauern, sondern öffentlich. „Ich mag das, was der Heilige Geist auch machen will, was Neues schenken.“ Auf seinem Weg nach Weliki Nowgorod durchquert der Friedenszug, bevor er das Baltikum erreicht, zunächst den russischen Oblast Kaliningrad, der – fast ein wenig eingeklemmt – zwischen Polen und Litauen am Kurischen Haff liegt. Dass dieser Teil des ehemaligen Ostpreußens heute zu Russland gehört, ist eine der Folgen des Zweiten Weltkrieges. Doch wie einst ist es die Tür zum Baltikum. Die drei Staaten – Litauen, Lettland und Estland – gehören heute zur EU. Im russischen Kaliningrad bekommen Helmut Kautz und seine Pferde prominente Unterstützung. Kein geringerer als der ehemalige Oberbürgermeister von Moskau, Juri Luschkow, wohnt dort. Der 82-Jährige ist zwar ein betagter, aber sehr rüstiger Mann. Und das Rheinisch-Deutsche Kaltblut hat Herz und Tor geöffnet. Juri Luschkow selbst ist von der Pferdezucht angetan. Nach dem Baltikum geht es weiter nach Sankt Petersburg. Anfang Oktober sollen dann Pferde, Pilgerinnen und Pilger und Friedensglocke Weliki Nowgorod erreichen.Die Bronzeglocke selbst ist von Meisterhand gefertigt, von Peter Glasbrenner aus dem Schwäbischen, der sein Handwerk seit über 35 Jahren versieht. Auf der Glocke steht die Botschaft der Mission: „Jagdt dem Frieden nach“ (Hebräer 12,14). Und weil auch das Brot gebrochen werden soll, kommt Bäckermeister Plentz aus Oberkrämer mit einem Brotbackofen mit nach Russland. Am Ende der Reise bleibt die Friedensglocke in Weliki Nowgorod. Helmut Kautz muss sich dann beeilen zurückzukommen, wie er sagt: Am 6. Oktober steht eine Goldene Hochzeit in Brück an, die er nicht verpassen dürfe. Und auch sonst sollte ein „Hirte sich schon um seine Herde sorgen“, so Kautz.