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Sprachexperten an Koalitionäre: Verständlicher kommunizieren

“Gutes Deutsch ist mehr als korrekte Schreibweise und fehlerfreie Grammatik.” Informationen, die die Bürger beträfen, sollten auch verständlich sein, fordern Sprachprofis von den Koalitionären in Berlin.

Sprachexperten haben an Bundespolitiker appelliert, sich für eine “verständlichere Sprache” in der politischen Kommunikation einzusetzen. “Verständliche Kommunikation wird dazu beitragen, Politik und Regierungsarbeit erfolgreicher zu machen”, heißt es in einem am Dienstag bekannt gewordenen Schreiben an Bundestagsabgeordnete, die an den Koalitionsverhandlungen beteiligt sind.

“Bringen Sie diesen so bedeutenden Aspekt verständliche Kommunikation in den Koalitionsvertrag ein”, betonen die Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich zum sogenannten “DACH-Forum Einfache Sprache” zusammengetan haben. “Wie Sie wissen, akzeptieren Menschen Entscheidungen nur, wenn sie diese nachvollziehen können”, heißt es in dem Schreiben an die Abgeordneten, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Abbau von Bürokratie oder eine neue Gestaltung sozialer Leistungen gelängen nur bei Akzeptanz.

In einer zusätzlichen Resolution des Sprach-Forums heißt es zudem: “Wir appellieren an Politik, Verwaltung und Unternehmen, Informationen für die allgemeine Öffentlichkeit in Einfacher Sprache zu verfassen.” Und: “Wir rufen dazu auf, die Normen für Einfache Sprache gesetzlich zu verankern. So können Politik, Verwaltung und Unternehmen zur Anwendung der Normen verpflichtet werden.”

Einfache Sprache sorge für Transparenz. Sie bedeute dabei nicht einfach nur, dass die Texte etwas verständlicher seien als normale Texte, sondern folge klaren Regeln. Sie sei “vollwertig”, ein “Teil der deutschen Standardsprache und keine Sondersprache” – im Gegensatz zur Leichten Sprache, die etwa für Menschen mit geistigen Behinderungen gedacht ist, die Einschränkungen beim Lesen und Verstehen haben.

Der Ludwigsburger Journalist Uwe Roth hat als Koordinator der “Ländergruppe Deutschland” des Sprach-Forums an dem Schreiben an die Politiker mitgewirkt. Er verwies darauf, dass Regeln zur Einfachen Sprache inzwischen in eine internationale und eine deutsche Norm gefasst seien – die DIN ISO 24495-1 sowie die DIN 8581-1. Darin ist festgelegt, welche Regeln für deutsche Texte in Einfacher Sprache “für die Länge von Sätzen, die Satzstruktur und Zeitformen” gelten. Es gibt inzwischen ein Handbuch “Einfache Sprache”.

“Gutes Deutsch ist mehr als korrekte Schreibweise und fehlerfreie Grammatik. Informationen sollen auch relevant, auffindbar, verständlich und hilfreich sein”, heißt es im Aufruf des Forums. In dem Gremium arbeiten etwa auch die Sprachwissenschaftlerin Sabine Manning, die im Internet das Infoportal Einfache Sprache anbietet, und die Dolmetscherin Inga Schiffler mit.