Artikel teilen

Sozialreferentin jüdischer Gemeinden: Sorge, aber kein Klima der Angst

Die Sozialreferentin des Landesverbandes jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Alina Fejgin, erlebt angesichts des Krieges in Israel viel „Sorgen und Trauer“ in den jüdischen Gemeinden. „Der Angriff auf Israel und seine Folgen beschäftigen unsere Mitglieder natürlich. Sie sind in beständigem Kontakt zu ihren Angehörigen und Freunden in Israel“, sagte die Sozialpädagogin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe Gemeindemitglieder, die derzeit auf psychosoziale Versorgung angewiesen seien.

Zugleich würden aber auch Sorgen um die eigene Sicherheit verstärkt thematisiert. „Das ist angesichts der Tatsache, dass die Hamas ihre Anhänger weltweit zu Protesten oder sogar Anschlägen auf jüdische Einrichtungen aufgerufen hat, natürlich nur allzu verständlich.“ Dennoch herrsche in den jüdischen Gemeinden in Niedersachsen kein Klima der Angst. „Wir bleiben trotz aller Sicherheitsvorkehrungen offene Gemeinden, wir lassen uns nicht unterkriegen. Das Leben läuft weiter“, betonte Fejgin. So würden alle geplanten Veranstaltungen beibehalten und Synagogenführungen nach wie vor angeboten.

In Niedersachsen sei großes Vertrauen zwischen den jüdischen Gemeinden und dem Land gewachsen, sagte Fejgin. Zudem sei die Verbindung zwischen jüdischer und palästinensischer Community auch Dank der Freundschaft zwischen den Vorsitzenden beider Gemeinden, Michael Fürst und Yazid Shammout, durch den Krieg nicht abgebrochen. „All das mag dazu beitragen, dass die Angst unter uns nicht zu viel Raum gewinnt“, sagte Fejgin.

Fejgin ist Mitinitiatorin des russischsprachigen Vertrauenstelefons, das die jüdische Gemeinde Hannover 2018 gemeinsam mit der evangelischen Kirche gegründet haben. Grund für die Seelsorge-Initiative ist unter anderem, dass ein Großteil der etwa 10.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen russische Muttersprachler sind. Zugleich richtet sich das konfessionsneutrale an alle rund 30.000 russischsprachigen Menschen in Niedersachsen.

Da das Telefon nur an einem Abend in der Woche besetzt sei, ließe sich noch nicht klar sagen, in welchem Umfang der Krieg in Israel die Telefonate bestimmen werde. „Aber erste Gespräche zeigen, dass das Thema die Menschen bewegt und auch hier immer wieder die Frage nach der Sicherheit jüdischer Einrichtungen in Deutschland gestellt wird“, sagte Fejgin. Darauf wolle man zeitnah reagieren, unter anderem mit einer entsprechenden Supervision für die ehrenamtlichen Telefonseelsorger.