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Schuster: Antisemitismus ist auch Abwesenheit von Anteilnahme

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, fordert nach dem Angriff der Hamas auf Israel von der deutschen Politik und Gesellschaft ein Umdenken. Bei der Eröffnung der Aktionswochen gegen Antisemitismus (9. Oktober bis 9. November) am Montag in Berlin wies er auf die aktuelle Verunsicherung der jüdischen Gemeinschaft hin, aber auch auf einen schwierigen Alltag in Deutschland. Antisemitismus könne auch die Abwesenheit von Anteilnahme, Fürsorge und Engagement sein, betonte er.

Man habe sich hierzulande an Zustände gewöhnt, „an die man sich niemals gewöhnen darf“. Schuster nannte neben einer konstant hohen Zahl an antisemitischen Vorfällen auch No-Go-Zonen, die von Jüdinnen und Juden gemieden werden müssten, und das Angewiesensein auf Schutz.

Bei den von der Amadeu Antonio Stiftung und dem Anne Frank Zentrum organisierten Bildungs- und Aktionswochen unter dem Motto „Zero Antisemitismus“ sind mehr als 100 Veranstaltungen an mehr als 50 Orten geplant. Dazu werden bundesweit Plakate aufgehängt und ein Trailer im Kino-Vorprogramm gezeigt.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, verwies darauf, dass im Berliner Stadtteil Neukölln Süßigkeiten verteilt wurden, „zur Feier des antisemitischen Terrors“ in Israel. Es erfreuten sich mitten in Berlin Menschen am Mord an Juden. Dabei habe es seit der Schoa keinen Tag gegeben, an dem mehr Jüdinnen und Juden ermordet worden seien, weil sie jüdisch seien, als am vergangenen Samstag, fügte Klein mit Blick auf die Terrorangriffe auf israelische Städte und die Zivilbevölkerung hinzu.

Auch die jüdische Gemeinschaft in Deutschland wisse ganz genau, dass diese antisemitische Gewalt genauso ihnen gelte. Der Hass dürfe nicht als normal hingenommen, sondern müsse bekämpft werden. Klein forderte ein Verbot antisemitischer Organisationen und nannte das palästinensische Netzwerk Samidoun.