Kein Posten, Liken und Swipen: Die bundesweite Initiative Save Social ruft am Sonnabend zum #SaveSocialDay auf. Handy-Nutzende sollen an diesem Tag bewusst auf Youtube, Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok oder Twitch verzichten, um gegen den zunehmenden Einfluss von Tech-Plattformen auf die Gesellschaft zu demonstrieren. Anlass sei der Internationale Tag der Pressefreiheit am selben Tag. „Aktuell bestimmen vor allem US-amerikanische und chinesische Tech-Konzerne über Informationen und öffentliche Debatten im digitalen Raum“, erklärte Save-Social-Mitgründer Björn Staschen. Dies führe zu einer Konzentration von Meinungsmacht, „die unsere Demokratie gefährdet“, sagte der 51-jährige Journalist und Medienwissenschaftler aus Hamburg dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Dem Aufruf folgen Organisationen wie Greenpeace, ver.di Hamburg oder Campact, die am Sonnabend nichts auf Youtube, Instagram oder TikTok, sondern nur auf alternativen Plattformen posten wollen. Auch viele Prominente unterstützen die Aktion. „Ohne uns Nutzende sind die Big-Tech-Plattformen nichts“, sagte Staschen. Ein bisschen erinnert es an den Kampf David gegen den Goliath: „Wir müssen uns bewusst werden, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Wenn wir alle nichts posten, wird es schön still“, sagte Staschen.
Auf der Plattform WeAct von Campact hat die Save-Social-Petition bereits mehr als 250.000 Unterstützende, etwa Verbände, Gewerkschaften, Stiftungen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Medien, Kunst, Musik und Wissenschaft. Die Kernforderungen der Initiative: „Wir wollen, dass alternative Netzwerke gestärkt und auf Monopolplattformen der Big-Tech-Konzerne ein fairer und offener Austausch gesichert wird“, sagte Staschen. Es gehe darum, für die demokratische Kraft des Internets einzutreten. Staschen: „Das Internet gehört uns allen, wir müssen es von der Dominanz der Monopolkonzerne befreien.“
Wer aktuell große Plattformen nutze, müsse für den Zugang persönlichste Daten preisgeben, gleichzeitig würden Algorithmen intransparent filtern, was Nutzende zu sehen bekommen und was nicht. Diese Algorithmen würden nur den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie folgen und nicht journalistischen Standards. „Die Folge ist eine Flut von Hass, Häme, Hetze und Desinformation, die unsere Demokratie und Menschen gefährden“, sagte Staschen.
Die Initiative fordert die Europäische Union, Bund und Länder auf, verstärkt in die Entwicklung und Nutzerfreundlichkeit alternativer Plattformen zu investieren. Öffentliche Institutionen sollten ihre Inhalte auch auf offenen Plattformen zur Verfügung stellen. Daneben würden Marktanteils-Obergrenzen für Tech-Giganten gefordert, auch ihr Nicht-Haftungsprivileg für strafbare Inhalte sollte überprüft werden. Staschen: „Wir müssen schnell handeln, damit wir die Regeln für den Austausch als Gesellschaft und das Ringen um Problemlösungen wieder selbst bestimmen.“