Jüdische Studierende werden am Zugang zur Uni gehindert. Und das im Jahr 2023 in Deutschland. Kein Wunder, dass die Empörung groß ist.
Zwei Mitglieder der Bundesregierung fordern einen besseren Schutz jüdischer Studentinnen und Studenten an deutschen Hochschulen. Zugleich gibt es Kritik an den Universitäten.
Mit Blick auf Hörsaal-Besetzungen an der Freien Universität Berlin durch die Gruppe “Students for Free Palestine” sagte Bundesbildungsministerin Bettina-Stark Watzinger (FDP) der “Welt am Sonntag”: “Wir dürfen nicht zulassen, dass jüdischen Studierenden der Zugang zu Hörsälen verwehrt wird, sie Anfeindungen oder gar Gewalt ausgesetzt sind.” Hier seien der Rechtsstaat und die Hochschulleitungen gefordert: “Wo rechtlich möglich, darf die Exmatrikulation in besonders schweren Fällen nicht ausgeschlossen sein.”
Bundesjustizminister Marco Buschmann (ebenfalls FDP) fügte hinzu: “Universitäten sind Orte geistiger Freiheit.” Antisemitismus, politischer Islamismus oder religiöser Fanatismus hätten dort nichts verloren. Das sei “eine Frage der Selbstbehauptung geistiger Freiheit”. Er gehe “davon aus, dass strafrechtliche Ermittlungen durchgeführt und angemessene Strafen verhängt werden”.
In der “Bild”-Zeitung (Samstag) forderte der Extremismus-Experte und Psychologe Ahmad Mansour Konsequenzen für alle Studenten, die sich an Hass-Aktionen gegen Juden beteiligten. Wer antisemitische Aussagen vertrete und Juden bedrohe, gehöre exmatrikuliert und müsse die Uni verlassen.
Mansour fügte hinzu, da aggressive Auftreten radikaler linker Ideologen habe längst auch das Lehrpersonal erreicht und Professoren und Dozenten eingeschüchtert, die sich dem Hass kaum entgegenstellten. Diese hätten aber einen Lehrauftrag und müssten “klar widersprechen”.
Er warnte zudem, im Rahmen von Postkolonialismus-Theorien und der “Critical Race Theory” hätten Antisemitismus und Rassismus auch an deutschen Universitäten sogar in der Lehre Einzug gehalten. Die Folgen würden jetzt sichtbar. Diese Ideologien stellten Israel als Kolonialmacht und Juden als weiße Unterdrücker dar.
“Hamas-Terroristen, die sogar israelische Kinder abschlachten, gelten nach dieser Lesart als Widerstandskämpfer”, ergänzte Mansour: “Das ist eine so haarsträubende Sicht, dass man kaum glauben kann, dass deutsche Studenten so etwas glauben und diese bestialischen Gräueltaten sogar noch rechtfertigen.”
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Zeitung, er habe es nicht für möglich gehalten, dass offener Antisemitismus und Einschüchterungen von Juden an deutschen Universitäten möglich seien. Deutschlands Gesetze seien aber “eindeutig” und Juden müssten auf dem Campus zu jeder Zeit an jeder Stelle sicher sein.