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NS-Gedenkstätten in NRW melden wachsende Besucherzahlen

Die Besucherzahlen der großen NS-Mahn- und Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen haben sich nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie wieder eingependelt. Die Einrichtungen verzeichneten nach 2022 und 2023 auch im vergangenen Jahr ein steigendes Interesse an ihren Informations- und Bildungsangeboten über die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ergab. Anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager planen die NS-Gedenkstätten in diesem Jahr zudem besondere Veranstaltungen und Aktionen.

Das NS-Dokumentationszentrum in Köln, das die Geschichte der früheren Zentrale der Gestapo in der Domstadt beleuchtet, besuchten 2024 rund 93.200 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr mit 76.580 Gästen sei das ein Anstieg um 22 Prozent, sagte der Direktor des Zentrums, Henning Borggräfe, dem epd. „2024 war das Jahr mit den zweitmeisten Besucherinnen und Besuchern im NS-DOK jemals.“ Rekordjahr sei 2019 mit über 97.000 Gästen gewesen.

Eine hohe Besucherzahl registrierte auch das Forum Vogelsang IP, eine ehemalige NS-Ordensburg im Nationalpark Eifel im Kreis Euskirchen. Dort wurden 225.000 Gäste über das vergangene Jahr gezählt (2023: 222.000, 2022: 210.000). Die frühere SS-Kaderschmiede Wewelsburg im westfälischen Büren bei Paderborn, heute Kreismuseum mit NS-Erinnerungs- und Gedenkstätte, kam ebenfalls mit rund 48.000 Gästen über das Vorjahres-Niveau (44.750). Der NS-Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster, in der NS-Zeit Sitz der Ordnungspolizei, registrierte knapp 19.900 Gäste in der Ausstellung, in Fortbildungen und Seminaren (2023: 18.475).

Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund verzeichnete 2024 rund 15.600 Besucherinnen und Besucher, etwa 2.500 mehr als 2023. Auch die Villa Merländer in Krefeld zählte mit 6.700 Besuchern etwa 1.000 mehr als im Vorjahr. Die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte im historischen Stadthaus der NRW-Landeshauptstadt hatte hingegen im Jahr 2024 mit rund 31.700 Gästen geringfügig weniger Besucher als im Jahr davor (rund 32.400).

In Erinnerung an die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Niederhagen in Büren vor 80 Jahren plant die Gedenkstätte Wewelsburg eine größere Gedenkfeier. Dazu werden am 2. April der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sowie Familienangehörige der einstigen, inzwischen verstorbenen KZ-Häftlinge aus ganz Europa erwartet, wie Museumsleiterin Kirsten John-Stucke mitteilte. Angehörige von US-amerikanischen Soldaten, die im März 1945 in Krefeld einmarschiert sind, hat die Villa Merländer zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen.

Das NS-DOK in Köln will unter anderem mit einer Sonderausstellung und einer im März startenden Plakat- und Social-Media-Kampagne den Blick auf das Kriegsende im Frühjahr 1945 lenken. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, persönliche Geschichten und Gegenstände aus dem Krieg wie Fotos, Briefe oder Tagebucheinträge beizusteuern. Die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte bereitet ein Programm mit 70 Veranstaltungen vor, die sich dem Kriegsende und der Befreiung widmen. Die Villa ten Hompel in Münster lädt neben eine Vortragsreihe auch zu Radtouren zu regionalen Orten der Zeitgeschichte ein.