Naturschutzorganisationen haben die am Donnerstag im Parlament der Europäischen Union (EU) beschlossene Schutzstatus-Herabstufung des Wolfes kritisiert. Der International Fund for Animal Welfare (Ifaw), die Eurogroup for Animals und Humane World for Animals stuften die Entscheidung als besorgniserregenden Präzedenzfall für den europäischen Naturschutz ein, wie der Ifaw in Hamburg mitteilte. Mit dem Beschluss, den Status von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken, werde die Jagd auf Wölfe wieder möglich. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen die Maßnahme noch annehmen. Sie könnten sich aber auch dafür entscheiden, Wölfe streng zu schützen, informierte der Ifaw und nannte dies „eine dringende Empfehlung der Naturschutzorganisationen“.
Die Wolfsbestände in Europa sind in den zurückliegenden Jahren laut Bundeslandwirtschaftsministerium von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023 angestiegen. In Deutschland leben den Angaben zufolge derzeit 209 Wolfsrudel. Parallel dazu häuften sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich würden in Europa rund 65.500 Nutztiere von Wölfen gerissen.
Mit dem im Eilverfahren in Straßburg getroffenen Beschluss des Europäischen Parlaments, den Schutzstatus des Wolfs in der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie herabzusetzen, wird laut Bundeslandwirtschaftsministerium eine zuvor beschlossene Änderung des Berner Übereinkommens in europäisches Recht umgesetzt.
Der Ifaw erklärte, nach der EU-Habitatrichtlinie müssten Entscheidungen auf wissenschaftlicher Grundlage getroffen werden. Obwohl sich die Wolfspopulationen dank des strengen Schutzes erholen würden, befinde sich die Art in sechs von sieben biogeografischen Regionen der EU weiterhin in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Die EU-Entscheidung bedrohe die Erholung der Wolfsbestände in ganz Europa.
Ilaria Di Silvestre, Direktorin für Politik und Lobbyarbeit in Europa beim Ifaw, sagte, es gebe keine Daten, die ein niedrigeres Schutzniveau rechtfertigen. „Die EU-Institutionen haben beschlossen, die Wissenschaft zu ignorieren.“
Léa Badoz, Programmbeauftragte der Eurogroup for Animals, erklärte: „Jetzt sehen wir, wie lebenswichtige Arten wie der Wolf für kurzfristige politische Interessen geopfert werden, die niemandem nützen.“ Die Mitgliedsstaaten müssten sich „entgegenstellen und das Richtige tun“.
Joanna Swabe, Senior Director for Public Affairs bei Humane World for Animals, forderte: „Investitionen in Lösungen, die die Koexistenz von Menschen und Wölfen erleichtern und fördern, sind weiterhin notwendig.“