Rund einen Monat nach dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel sieht die niedersächsische Recherche- und Informationsstelle (Rias) einen starken Zuwachs von Vorfällen mit judenfeindlichem Hintergrund in dem Bundesland. „Es kommen täglich neue Fälle hinzu“, sagte Projektleiterin Katarzyna Miszkiel-Deppe am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Allein bis zum 17. Oktober habe die Rias 22 Fälle mit Bezug zu den Terrorangriffen verzeichnet, ist auf dem Instagram-Account der Meldestelle zu lesen. „Aktuell eine Zahl zu nennen, wäre sinnlos, weil sie sich täglich ändert“, sagte Miszkiel-Deppe.
Die Palette reiche von anti-israelischen Demonstrationen über Schmierereien und das Entfernen von Israel-Flaggen bis hin zu Szenen, bei denen Menschen mit palästinensischen Flaggen auf jüdischen Mahnmalen für Fotos posierten. Miszkiel-Deppe betonte, dass dies nur Fälle seien, die der Rias gemeldet würden. Sie geht zusätzlich von einer großen Dunkelziffer weiterer Vorfälle aus. „Der Antisemitismus trifft Jüdinnen und Juden zurzeit in allen gesellschaftlichen Schichten und an fast allen öffentlichen und nicht öffentlichen Orten.“
Mit Blick auf den Jahrestag der Judenpogrome am 9. November rechnet Miszkiel-Deppe mit einer ganzen Reihe weiterer judenfeindlicher Vorfälle. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gerade zu solchen Jahrestagen die Anfeindungen zunehmen. Wir haben dann ein verstärktes Meldeverhalten“, sagte sie. So sei davon auszugehen, dass Mahnmale oder Gedenkstätten beschmiert oder mit Plakaten oder Stickern beklebt würden. „In der Vergangenheit kam es auch schon dazu, dass niedergelegte Kränze in der Folgenacht von Unbekannten entfernt wurden.“
Sie sehe die Aufgabe der Meldestelle darin, die Fälle bestmöglich zu verifizieren und zu dokumentieren. Zudem wolle sie die Kommunen für die Vorfälle sensibilisieren. Auf Wunsch könne jemandem, der sich an die Rias wende, beispielsweise auch ein Kontakt zu Anwälten vermittelt werden. Wer selbst einen antisemitischen Vorfall beobachtet hat, kann diesen online unter www.report-antisemitism.de an die Rias melden.
Vor einem Monat, am 7. Oktober, hatte die islamistische Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, mit Raketen und Terrorkommandos Israel angegriffen, rund 1.400 Menschen ermordet und mehr als 200 verschleppt. Israel reagierte mit heftigem Beschuss und der Abriegelung des Gebietes sowie dem Einsatz von Bodentruppen gegen die Hamas.