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Lokalzeitungsverleger kritisieren Bundesregierung

Der Verband der Lokalzeitungen lädt zum Branchentreff nach Berlin. Von den Plänen der Bundesregierung zur Medienpolitik sei man enttäuscht, sagt Verbandschef Kai Röhrbein. Die Branche werde sich weiter konsolidieren.

Die deutschen Lokalzeitungen schauen trotz großer inhaltlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. “Wir befinden uns in einem ziemlich anstrengenden Teil eines Dauerlaufs und versuchen gemeinsam, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln” sagte der Vorsitzende des Verbands Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien (VDL), Kai Röhrbein, vor dem VDL-Branchentreff am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Prognosen aus den Vorjahren, nach denen bis 2025 rund 40 Prozent aller Lokalteile von Zeitungen in Deutschland unrentabel würden und vor dem Aus stünden, seien zum Glück nicht eingetreten, so Röhrbein: “Wir sehen aber weiterhin eine fortschreitende Konsolidierung des Marktes. Viele Verlegerinnen und Verleger, die möglicherweise keine vernünftige Nachfolge finden, sind gezwungen zu verkaufen.”

Dennoch macht sich der VDL-Vorsitzende “Sorgen um die Vielfalt, gerade wegen der wichtigen Rolle des Lokaljournalismus für die politische Debatte vor Ort. Denn wir haben in den lokalen Räumen keine Agenturen oder andere Quellen, die uns Informationen zur Verfügung stellen, wir müssen das selbst machen. Dazu müssen wir uns vor Ort auskennen, wir müssen dort sein, wo die Menschen sind – und das kann man auch durch nichts ersetzen.”

Der neuen Bundesregierung stellt Röhrbein, der im Hauptberuf Verleger der “Walsroder Zeitung” (Niedersachsen) ist, ein schlechtes Zeugnis aus. “Ich bin enttäuscht vom Koalitionsvertrag. Denn anders als in einem früherer Entwurf ist von einer Absenkung der Mehrwertsteuer für Zeitungen keine Rede mehr, gleichzeitig kommt die Anhebung des Mindestlohns.” Röhrbein sagte, Politiker sollten sich “öfter an ihre Sonntagsreden erinnern, in denen sie zu gerne betonen, dass sie morgens als erstes zur Zeitung greifen, wie toll sie die finden und wie wichtig unserer Arbeit für die Demokratie ist.”

Beim Branchentag des VDL beraten Vertreter der zumeist familiengeführten Lokalzeitungen über die wirtschaftliche und strukturelle Lage der Lokalpresse in Deutschland. Als politische Hauptrednerin wird Gitta Connemann (CDU), die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, erwartet.