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Landesbischof-Kandidat: Kirche muss flexibler werden

Lange habe man das Amt der Kirche wesentlich mit dem Pfarramt, identifiziert, sagte der Theologe, der Landesbischof der Nordkirche werden will.

Propst Karl-Heinrich Melzer
Propst Karl-Heinrich MelzerBernd Jonkmanns

Hamburg. Mehr Mut zur Veränderung kirchlicher Strukturen wünscht sich der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen müsse sich die Kirche auf den Weg zu einer neuen "Verkündigungsgemeinschaft" machen, sagte Melzer im Hamburger Dorothee-Sölle-Haus. Er ist Kandidat für die Nachfolge von Landesbischof Gerhard Ulrich (67), der am 31. März 2019 in den Ruhestand geht.
Die Bischofswahl soll am Donnerstag, 27. September, im Lübecker Dom stattfinden. Gegenkandidatin von Melzer ist die Regionalbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (53) aus der Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Sie wird sich mit einer Predigt am Sonntag, 2. September, um 14 Uhr im Schweriner Dom vorstellen. Ihren Vortrag im Hamburger Dorothee-Sölle-Haus hält sie am Mittwoch, 5. September.

Wo Gemeindebildung geschieht

Lange Zeit habe man das Amt der Kirche wesentlich mit dem Pfarramt identifiziert, sagte Melzer. Diese Fixierung überfordere die Pastoren und sei zugleich eine Abwertung anderer Berufsgruppen. Auch die Ehrenamtlichen würden so nicht genug gefördert und eingebunden. Das Evangelium werde zunehmend auch jenseits der klassischen Orte wie Kirche und Gemeindehaus kommuniziert. Vor allem auch Kindertagessstätten gehörten dazu: "Auch hier geschieht Gemeindebildung", sagte der Propst.
Wünschenswert seien "Erprobungsräume" und "Erprobungsregionen", in denen sich flexiblere Strukturen ausprobieren ließen. "Können Sie sich vorstellen, dass es problematisch sein kann, "steinreich" zu sein?", fragte Melzer. Die beiden Hamburger Kirchenkreise hätten erhebliche Probleme mit zu vielen Steinen – Gebäude, die zwischen 1959 und 1980 entstanden. "Einen derart großen Gebäudebestand brauchen wir nicht zur Erfüllung unseres Auftrags", so Melzer. 

Die Sprache der Diakonie

Wichtig sei, an der sozialorientierten Arbeit festzuhalten. "Die Sprache der Diakonie, also die tätige Nächstenliebe, wird in der Breite unserer Gesellschaft leichter als Ausdruck des Evangeliums verstanden als manche Wortverkündigung." 
Melzer ist seit 1999 Propst im Hamburger Westen. Er wurde 1958 in Kiel (Schleswig-Holstein) geboren. Dort studierte er evangelische Theologie und Geschichte. Nach Vikariat und Ordination (1990) wurde er Pastor in Wahlstedt und arbeitete ab Ende 1992 im Nebenamt auch als Öffentlichkeitsbeauftragter des Kirchenkreises Segeberg. 1999 wurde er zum Propst im damaligen Kirchenkreis Niendorf gewählt, der 2009 zum Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein fusionierte.
Der promovierte Theologe gehört den Leitungsgremien mehrerer diakonischer Einrichtungen und des Evangelischen Presseverbandes Norddeutschland GmbH an. Er ist Vertreter der Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Vorstandsvorsitzender des Kirchenkreisverbandes Hamburg, Mitglied der Landessynode und der Kirchenleitung der Nordkirche. Melzer ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. (epd)