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Krankenhausplanung setzt auf Effizienz durch mehr ambulante Eingriffe

Die stationäre medizinische Versorgung in Baden-Württemberg ist laut einem aktuellen Gutachten des Sozialministeriums gut. Bernd Rühle, Vorstandsmitglied des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV) in Berlin und Geschäftsführer des Diakonie-Klinikums Stuttgart, sieht dennoch Reformbedarf. Insbesondere die Bürokratie in den Krankenhäusern sei „Wahnsinn“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Untersuchungen zeigten auf, wie viel Arbeitszeit für Dinge aufgewendet werde, die nichts mit dem Patienten zu tun hätten, kritisierte er.

Neben der Ist-Analyse enthält das Gutachten auch Handlungsempfehlungen. Sie sehen unter anderem eine noch stärkere Spezialisierung der Kliniken, den Abbau von Betten sowie mehr ambulante Eingriffe vor. Ziel der Strukturreform ist es, die Krankenhäuser in Baden-Württemberg effizienter und damit wirtschaftlicher zu machen. Er erwarte keine zu gravierenden Einschnitte in Baden-Württemberg, sagte Rühle.

Dennoch gehe es in dem Gutachten darum, noch mehr Leistungskonzentration herzustellen. Das bedeute, dass bestimmte Leistungen in der Region immer verfügbar sein sollten. Planbare Eingriffe wie etwa ein künstliches Gelenk dürften danach sehr wohl eine längere Fahrtzeit in Anspruch nehmen.

Ambulante Operationen könnten dank des medizinischen Fortschritts zunehmen. Das bedeute jedoch, dass auch die ambulante Nachsorge ausgebaut werden müsste, betonte Rühle. Ein Patient, der stationär bereits am Tag nach der Operation Physiotherapie erhalte, brauche diese Dienstleistung auch nach einem ambulanten Eingriff. Bisher sei das nur eingeschränkt möglich.

Die Forderung, zwischen 1.900 und 8.800 stationäre Betten abzubauen und gleichzeitig die Auslastungsquote von derzeit rund 70 Prozent auf rund 85 Prozent zu erhöhen, hält der Verwaltungsdirektor für optimistisch. Die Verweildauer im Krankenhaus werde kürzer. Für eine bessere Auslastung brauche es somit mehr Patienten.

Als Herausforderung nannte Rühle den Mangel an Pflegepersonal. Aufgrund der Demografie werde es schwerfallen, die aktuellen Personalstände aufrechtzuerhalten. Er kritisierte zudem den hohen Dokumentationsaufwand zur Personalbemessung. (0113/19.01.2025)