Mehr Kirchensteuern, aber weniger Kaufkraft. So fassen Finanzexperten ihre Schätzungen knapp zusammen. Was mehr eingenommen wird, frisst die Inflation direkt wieder auf. Und das werde sich auch so schnell nicht ändern.
Trotz gestiegener Kirchensteuereinnahmen müssen die Kirchen in Deutschland auch in diesem Jahr mit weniger Geld auskommen. Schuld daran sei unter anderem die Inflation, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch in Köln mitteilte.
Für beide große Kirchen rechne man in diesem Jahr mit einem Kirchensteueraufkommen von rund 12,7 Milliarden Euro, so die Berechnung der Experten. Davon entfielen schätzungsweise rund 6,7 Milliarden Euro auf die katholische und rund 6 Milliarden Euro auf die evangelische Kirche. Im Schnitt zahle jedes Kirchenmitglied knapp 350 Euro Kirchensteuer.
Das entspricht den Experten zufolge einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr – um rund 100 Millionen Euro. Real bleibe davon aber nichts übrig: Inflationsbereinigt hätten die Kirchen sogar rund 150 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Im Vergleich zu 2019 seien die realen Einnahmen um fast 20 Prozent zurückgegangen.
Auch mittelfristig ist laut dem Institut nicht mit spürbar steigenden Einnahmen zu rechnen: Gegen Ende des Jahrzehnts könnte bei einer anziehenden Wirtschaft immerhin das nominale Niveau des Jahres 2022 von gut 13 Milliarden Euro wieder erreicht werden.
In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird als Zuschlag zur Lohn- und Einkommensteuer erhoben. In Bayern und Baden-Württemberg liegt der Satz bei acht Prozent, in allen anderen Bundesländern bei neun Prozent. Die Kirchensteuer wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.
Der Rückgang hängt nach Angaben der Experten nicht nur mit steigenden Austrittszahlen, sondern auch mit dem demografischen Wandel zusammen: Jüngere Jahrgänge, die überwiegend noch im Erwerbsleben stehen, seien deutlich seltener kirchengebunden als die Generation der Babyboomer, die nach und nach in den Ruhestand tritt.