Am Holocaust-Gedenktag erinnert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mit zahlreichen Veranstaltungen an Opfer des Nationalsozialismus. Angesichts des wachsenden Antisemitismus und Rechtsextremismus sei es ein besonderes Anliegen, zum Gedenktag am 27. Januar die Opfer der NS-Verbrechen zu würdigen, erklärte die Landeskirche am Mittwoch in Berlin. Der Gedenktag erinnert an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz vor 79 Jahren. Der 27. Januar ist seit 1996 ein bundesweiter Gedenktag.
Kirchliche Gedenkveranstaltungen seien unter anderem in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, im Dom zu Brandenburg, der Nagelkreuzkapelle am früheren Standort der Potsdamer Garnisonkirche, in Forst und Boitzenburg geplant, hieß es. Bischof Christian Stäblein werde in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche predigen. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehe, was in deutschem Namen Jüdinnen und Juden angetan wurde. Den Gedenkgottesdienst in der Potsdamer Nagelkreuzkapelle will der Friedensbeauftragte der Landeskirche, Jan Kingreen, leiten.
Im Dom zu Brandenburg an der Havel wird an die Widerstandskämpferin Hildegard Jacoby (1903-1944) erinnert. Die Widerstandskämpferin der Bekennenden Kirche werde als einzige Frau in der Gedenkstätte in der Krypta des Doms geehrt, betonte die evangelische Domgemeinde. Der Ort erinnert seit 1953 an die Märtyrer der evangelischen Kirche, die während des NS-Regimes aus Glaubensgründen ihr Leben verloren haben.
Hildegard Jacoby wurde am 21. Dezember 1903 in Kassel geboren und absolvierte nach Angaben der Gedenkstätte Deutscher Widerstand nach dem Besuch der Höheren Handelsschule eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin an der Sozialen Frauenschule in Berlin. Anschließend war sie im Staatsdienst tätig. Nach 1933 verlor sie ihre Stellung, weil sie im NS-Staat als „Halbjüdin“ galt. Danach arbeitete sie den Angaben zufolge bis 1939 bei einem Patentanwalt und anschließend in einem Pfarrbüro.
Ab 1941 war Hildegard Jacoby in der Geschäftsstelle des Bruderrats der Bekennenden Kirche von Berlin-Brandenburg beschäftigt. Sie unterstützte dort den Angaben zufolge die Arbeit des Kreises um Franz Kaufmann und beschaffte Lebensmittelkarten und gefälschte Ausweise für rassisch Verfolgte. Im August 1943 wurde sie gemeinsam mit fast 50 weiteren Menschen festgenommen und am 11. Januar 1944 vom Sondergericht Berlin zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Wegen einer schweren Erkrankung wurde sie am 29. April 1944 aus der Haft entlassen und starb wenige Wochen später am 2. Juni 1944 in Berlin.