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Karfreitag in aller Welt – Kreuzigungen, Kreuzwege und Gottesdienste

Es ist ein stiller Tag, an dem an die Folter und den Tod Jesu Christi erinnert wird – in vielfältiger Weise. In Rom ist der erkrankte Papst dieses Jahr nicht vorn dabei. Deutsche Bischöfe predigen gegen Hass und Gewalt.

Christen in aller Welt haben am Karfreitag an den Tod Jesu Christi am Kreuz erinnert. In Jerusalem zogen Hunderte Menschen verschiedener Konfessionen entlang der Via Dolorosa, um die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab nachzugehen. Auf den katholisch geprägten Philippinen und in Neuseeland gab es erneut Live-Kreuzigungen – bei denen sich Menschen entweder mit oder ohne Nägel ans Kreuz schlagen ließen. Bischöfe in Deutschland erinnerten unter anderem an schwierige Umstände für Christen in anderen Teilen der Welt, riefen zu mehr Miteinander auf und wandten sich gegen Hass und Gewalt in der Gesellschaft.

In Rom sollten am Abend die offiziellen Feiern in diesem Jahr ohne den noch erkrankten Papst Franziskus auskommen. Der Gottesdienst im Petersdom und der nächtliche traditionelle Kreuzweg am Kolosseum mit Tausenden Pilgern waren ohne den Papst geplant. Am Mittag veröffentlichte der Vatikan bereits die Meditationen für den Kreuzweg am Kolosseum, die Franziskus in diesem Jahr persönlich geschrieben habe. Darin heißt es etwa: “Der Kreuzweg ist das Gebet derer, die in Bewegung sind. Er unterbricht unsere gewohnten Pfade, damit wir von Müdigkeit zur Freude gelangen.”

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, warnte vor allzu großen Gewissheiten. “Wir haben die Wahrheit nicht gepachtet, nicht angesichts politischer Einschätzungen, religiöser Überzeugungen oder weltanschaulicher Positionen.” Darüber hinaus mahnte er: “Wer im Namen des Glaubens nach Menschen greift und deren Würde und Freiheit antastet, missbraucht Gottes heiligen Willen.” Der Limburger Bischof lenkte den Blick auch auf andere Teile der Welt: Vielen Christen werde ein Preis für ihren Glauben abverlangt.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte, für eine menschliche Gesellschaft sei es nötig, Schmerz und Trauer Raum zu geben. Sie verglich den Einsatz Jesu für die Menschen mit dem Einsatz der Menschen heute: “So viele setzen sich für Gottes Weltordnung ein, für die Würde und das Recht aller Menschen, und stoßen derzeit mit Weltbildern und Ideologien zusammen, die Liebe und Barmherzigkeit zum Feindbild erklärt haben.” In einer Welt der Machtpolitik sei Jesus zwar scheinbar der Schwächere, aber gerade dadurch überlegen.

Fehrs nahm auch am traditionellen ökumenischen Kreuzweg in Lübeck teil. Sie rief dazu auf, herrschenden Gewalttätern und Autokraten von heute entgegenzutreten. In Lübeck sagte der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße, für ihn sei das Pressefoto des Jahres auch das Karfreitagsbild des Jahres 2025. Das Bild der palästinensischen Fotografin Samar Abu Elouf zeigt einen Jungen, dessen Arme den Angaben zufolge nach einem israelischen Angriff im Gazastreifen amputiert werden mussten. Es rege Mitleiden an, wie viele andere Kreuze: persönliche Kreuze, Ängste, Bedrängnisse.

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck, der auch katholischer Militärbischof ist, zeigte sich besorgt über eine wachsende Gewaltbereitschaft. Er kritisierte alle, die versuchten, ihre Ziele aggressiv und mit ungerechten “Deals” durchzusetzen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf warnte vor negativen Folgen durch den Besitz von Macht, die korrumpiere. Es sei “ein Alarmsignal, wenn in der Kirche zu viel davon die Rede ist – von allen Seiten”. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, wo derzeit auf Stärke gesetzt werde und es etwa darum gehe, sich militärisch abwehrbereit zu zeigen, sollten die Menschen skeptisch bleiben.