BERLIN – Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten hat in Deutschland erneut zugenommen. Im vergangenen Jahr erreichte der Verkauf im fairen Handel bundesweit ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der TransFair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath in Berlin bilanzierte. Der Gesamtumsatz im deutschen Einzelhandel betrug den Angaben zufolge zuletzt rund 123 Milliarden Euro.
Für fair gehandelte Produkte gaben die Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich 19 Euro aus, hieß es weiter. Das wichtigste Fairtrade-Produkt war mit 20 000 Tonnen erneut Kaffee. Der Umsatzzuwachs betrug hier elf Prozent. Gemessen am gesamten Kaffeemarkt erzielte der faire Röstkaffee in Deutschland einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Allerdings litten die Kaffeebauern zunehmend unter niedrigen Börsenpreisen sowie Ernteausfällen durch den Klimawandel, betonte Overath So liege der Weltmarktpreis aktuell auf einem historischen Tief von rund 90 Cent pro Kilogramm. Der faire Handel zahle den Bauern aber 190 Cent pro Kilogramm.
Ein weiteres Problem im globalen Handel sei die Wertschöpfung entlang der Lieferkette. So würden verarbeitete Produkte etwa aus Afrika von der Europäischen Union mit Strafzöllen belegt. Es gebe aber keinen Grund, weshalb Kaffee in den Anbauländern nicht auch gleich verarbeitet werden und damit höhere Gewinne erzielen könne, sagte Overath. Die Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Maria Flachsbarth, betonte, das Ministerium unterstütze mit einer Kaffee-initiative eine höhere Wertschöpfungskette in Ländern wie Indonesien, Vietnam und Myanmar.
Der Absatz von fairem Kakao stieg den Angaben zufolge um 48 Prozent auf 55 000 Tonnen und einen Marktanteil von zehn Prozent. Zudem kauften die deutschen Verbraucher mit rund 92 000 Tonnen insgesamt sechs Prozent mehr fair gehandelte Bananen ein. Der Marktanteil lag bei 13,5 Prozent.
Der Marktanteil von fairen Rosen lag demnach bei 28 Prozent. Das seien rund 427 Millionen Stiele sowie ein Absatzplus von fünf Prozent gewesen. Bei Textilien aus fairer Baumwolle gab es einen Zuwachs von 14 Prozent. Knapp 14 Millionen Kleidungsstücke und Accessoires kauften die Verbraucher demnach im vergangenen Jahr. Neben Baumwolltaschen und Freizeitkleidung spiele die Berufskleidung eine immer wichtigere Rolle. Overath betonte, dass es hier noch großes Wachstums-potenzial gebe. So könne die Politik dafür sorgen, dass unter anderem auch bei der Berufskleidung von Polizei und Bundeswehr zunehmend faire Baumwolle verwendet werde.
Auch die Fair-Handels-Gesellschaft Gepa legte Zahlen vor. Sie steigerte ihren Großhandelsumsatz im Kerngeschäft mit Kaffee, Schokolade, Tee, Honig und Handwerksartikeln wieder, nach einem Dämpfer im Jahr zuvor. Der Umsatz legte um 1,8 Prozent auf 74 Millionen Euro zu. Das entspricht 114 Millionen Euro Umsatz zu Endverbraucherpreisen. Die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems hatte zuletzt aufs Geschäft gedrückt. Um neue Kunden zu erreichen, will die Gepa Kooperationen mit kleinen Buchhandlungen eingehen, um dort ihre Produkte anzubieten.