Nach Ansicht der evangelischen Theologin Margot Käßmann ist das derzeitige Wirtschaftswachstum dank der florierenden Rüstungsindustrie in Norddeutschland kein Grund zum Feiern. „Rüstung ist keine Investition in die Zukunft. Waffen werden produziert, um zu töten“, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer dagegen zum Beispiel Maschinen für Industrie und Landwirtschaft baue, investiere in Produktion und Ernährung sowie in den Wirtschaftskreislauf.
Laut dem ifo-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München konnten im vierten Quartal 2024 vor allem die drei großen Bundesländer im Norden ein hohes Wirtschaftswachstum verzeichnen. „Die Industrie im Norden entkoppelt sich von der gesamtdeutschen Entwicklung, wobei der Aufschwung in der Rüstungsindustrie hier eine zentrale Rolle spielt“, sagte ifo-Konjunkturexperte Robert Lehmann.
Käßmann verwies auf die zahlreichen für das Osterwochenende geplanten Friedensaktionen in ganz Deutschland. Auch im niedersächsischen Unterlüß werde unter dem Motto „Tomaten statt Granaten“ demonstriert, denn dort müsse ein Kleingarten dem Bau der größten Munitionsfabrik Europas weichen. Jesus habe in der Bergpredigt dazu aufgerufen, Frieden zu stiften, erinnerte die Theologin. „In dieser Tradition drängen Christinnen und Christen heute nicht auf Abschreckung und Aufrüstung, sondern auf eine Investition in vertrauensbildende Maßnahmen, Diplomatie, Aussöhnung, gewaltfreien Widerstand und soziale Verteidigung.“